„Heute ist ein guter Tag“

US-Präsident Joe Biden hat mit seiner Unterschrift ein Gesetz zum Schutz der Ehe in Kraft gesetzt.

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Foto: Drew Angerer / Getty Images / AFP

Es war eine feierliche Zeremonie auf dem Südrasen des Weißen Hauses vor zahlreichen geladenen Gästen, als der US-Präsident diese Worte sagte. Die USA würden durch das Gesetz zunehmend zu einer Nation, in der „Anstand, Würde und Liebe anerkannt, geehrt und geschützt werden“, sagte der US-Demokrat weiter, bevor er seine Unterschrift unter das Gesetz mit dem Namen „Respect for Marriage Act“- etwa: Gesetz für den Respekt der Ehe – setzte. An der Zeremonie nahmen neben zahlreichen Politikern auch Vertreter der LGBTIQ*-Community teil. Für Musik sorgten unter anderem Cyndi Lauper und Sam Smith. 

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Foto: Brendan Smialowski / AFP

Der US-Kongress hatte das Gesetz zur Homo-Ehe vergangene Woche endgültig beschlossen. Es schreibt vor, dass alle Bundesstaaten Ehen anerkennen müssen, die in einem anderen Bundesstaat geschlossen wurden und dort gültig sind. Das bedeutet allerdings nicht, dass alle Bundesstaaten künftig Homo-Ehen schließen müssen. Gestrichen wird außerdem ein bereits als verfassungswidrig eingestuftes Gesetz, das die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert. 

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 2015 in einem historischen Urteil das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf eine Eheschließung festgeschrieben. Nachdem der in den vergangenen Jahren zunehmend nach rechts gerückte Supreme Court im Juni aber das seit fast 50 Jahren geltende landesweite Grundrecht auf Abtreibungen abschaffte, wuchsen die Befürchtungen, dass auch die Ehe für alle, speziell die für gleichgeschlechtliche und zwischen verschiedene Ethnien in Gefahr sein könnte. Grund: Der erzkonservative Verfassungsrichter Clarence Thomas hatte in einem Kommentar zur Abschaffung des Grundrechts auf Schwangerschaftsabbrüche auch das Grundsatzurteil zur Ehe aus dem Jahr 2015 in Frage gestellt (männer* berichtete). 

Foto: Alex Wong / Getty Images / AFP

Das Repräsentantenhaus stimmte deswegen im Juli für eine gesetzliche Verankerung der Homo-Ehe, um diese unabhängig von einer möglichen künftigen Entscheidung des Supreme Court zu sichern. Im November passierte das Gesetz dann auch den Senat, bevor es vergangene Woche durch ein Abschlussvotum im Repräsentantenhaus verabschiedet wurde (männer* berichtete). In der US-Bevölkerung steht eine breite Mehrheit – laut einer Umfrage vom Sommer mehr als 70 Prozent – hinter der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die religiöse Rechte ist aber entschieden gegen die Homo-Ehe.  

Historisch: Biden gab Obama den entscheidenden Impuls für dessen Engagement 

Vor zehn Jahren hatte Biden bereits für Aufsehen gesorgt, als er sich – damals noch als Vizepräsident – als bis dahin ranghöchster US-Regierungsvertreter offen für die Homo-Ehe ausgesprochen hatte. Er habe überhaupt kein Problem damit, „dass Männer, die Männer heiraten, Frauen, die Frauen heiraten, und heterosexuelle Männer, die Frauen heiraten, genau die gleichen Rechte haben“, sagte der gläubige Katholik 2012 in einem Fernsehinterview.

Foto: Drew Angerer / Getty Images / AFP

Die Frage sei einzig und allein: „Wen liebst du und wirst du loyal gegenüber der Person sein, die du liebst?“ Bidens Äußerungen schlugen ein wie eine Bombe, denn Präsident Barack Obama, der damals eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit vorbereitete, hatte sich noch nicht öffentlich für die Homo-Ehe ausgesprochen und suchte noch nach der besten Strategie bei der politisch heiklen Frage. Bidens offenbar spontane Interview-Äußerungen setzten Obama unter Druck, Farbe zu bekennen. Der Präsident sprach sich dann kurze Zeit später in einem Interview für die Homo-Ehe aus. Biden ging am Dienstag scherzhaft auf sein damaliges Interview ein.

Er habe sich mit seinen Äußerungen einst „Schwierigkeiten“ eingehandelt, sagte der Präsident lachend. Biden hatte nach seinem Einzug ins Weiße Haus Geschichte geschrieben, als er mit dem für das Verkehrsressort zuständigen Pete Buttigieg erstmals einen offen homosexuellen Mann zum Minister machte. *ck/AFP/fs/bfi

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