Historisch: Zwei lesbische Gesichter zieren US-Sondermünze

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Historisch: Die Astronautin Sally Ride und die Frauenrechtlerin Nina Otero-Warren werden die ersten LGBTIQ*-Gesichter sein, die im Rahmen des American Women Quarters™ Program auf einer US-Währung erscheinen. Die Sondermünzen in limitierter Auflage sollen ab 2022 ausgegeben werden.

Das American-Women-Quarters™-Programm ist ein vierjähriges Programm, das besondere Leistungen und Beiträge von Frauen zur Entwicklung und Geschichte der Vereinigten Staaten ehrt. Zwischen 2022 und 2025 sollen jährlich fünf Designs der Quarter-Sondermünzen veröffentlicht werden. Die Vorderseite jeder Münze ziert weiterhin ein Abbild von George Washington, allerdings auch in neuem Design. Auf der Rückseite jedoch sind Frauen abgebildet, die sich unter anderem in den Bereichen Wahlrecht, Bürgerrechte, Abschaffung der Sklaverei, Regierung, Geisteswissenschaften, Wissenschaft, Raumfahrt und Kunst verdient gemacht haben. Mit Sally Ride und Nina Otero-Warren sind gleich zwei lesbische Vorreiterinnen dabei.

„Die kommenden Generationen werden sich Münzen mit diesen Designs ansehen und daran erinnert werden, was mit Vision, Entschlossenheit und dem Wunsch, die Chancen für alle zu verbessern, erreicht werden kann“, sagte Alison L. Doone, stellvertretende Direktorin der United States Mint, in einer Presseerklärung. 

„Diese inspirierenden Münzdesigns erzählen die Geschichten von fünf außergewöhnlichen Frauen, deren Beiträge unauslöschlich in die amerikanische Kultur eingraviert sind.“

Die erste Serie zeigt die Schriftstellerin Maya Angelou (1928–2014), die Physikerin und Astronautin Sally Ride (1958–2012), die asiatisch-amerikanische Schauspielerin Anna May Wong (1905–1961), die Frauenrechtlerin und Anführerin der Cherokee-Nation Wilma Mankiller (1945–2010) und die Suffragette Nina Otero-Warren (1881–1965). Das öffentliche Recht verlangt, dass keine lebenden Personen in den Münzmotiven abgebildet werden.

Sally Ride 

Die Ingenieurin, Physikerin und Astronautin Sally Ride (1958–2012) war 1983 die erste US-Amerikanerin, die ins All reiste. Am 18. Juni 1983 schoss sie mit der „Challenger“ vom Kennedy Space Center, Florida, in den Weltraum. Mit 32 Jahren war Ride auch das bis dahin jüngste Mitglied einer Space-Shuttle-Crew.

Als junge Frau in einer Männerdomäne stand Ride von Anfang an im Mittelpunkt eines Medienrummels. Im Vorfeld ihres historischen Fluges erschien sie auf sämtlichen Titelblättern und wurde von Reportern mit sexistischen Fragen überhäuft. Die Journalisten erkundigten sich danach, ob sie nicht Angst habe, dass der Flug ihren Fortpflanzungsorganen schaden könne, oder ob sie plane, sich im Weltall zu schminken. Während einer Pressekonferenz wurde sie gefragt, ob sie weine, „wenn bei der Arbeit etwas schiefgeht“.

Fragen wie diesen begegnete Ride stets mit Humor und Anmut, wie das berührende filmische Porträt „Honoring Sally“ aus dem Jahr 2017 zeigt.

Im Film, der von der University of California Television (UCTV) produziert wurde, kommt auch Rides langjährige Lebensgefährtin Tam O'Shaughnessy (* 27. Januar 1952) zu Wort, mit der sie die letzten 27 Jahre ihres Lebens verbrachte. 1982 hatte Ride den Astronauten Steven Hawley geheiratet, die beiden ließen sich jedoch 1987 wieder scheiden.

Obwohl Ride in ihrem privaten Umfeld offen mit ihrer sexuellen Orientierung umging, wurde erst nach ihrem Tod im Jahr 2012 öffentlich, dass sie lesbisch war. Die Gründe hierfür erklärte O'Shaughnessy 2017 in einem Artikel auf Huffpost. Als Ride und O'Shaughnessy im 2000 die Sally Ride Science – eine gemeinnützige Organisation der University of California in San Diego, die junge Menschen in den Bereichen Naturwissenschaften, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik fördert – gründeten, entschieden sich bewusst dazu, ihre Beziehung nicht öffentlich zu machen. 

„Der Grund war einfach: Unser Unternehmen war von Firmensponsoring abhängig, und damals hatten wir nicht das Vertrauen, dass die Unternehmensführer uns unterstützen würden, wenn sie wüssten, dass wir ein Paar sind.“

Erst als im März 2011 bei Sally Ride Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, ging das Paar offener mit ihrer Liebe zueinander um. „Wir machen uns keine Sorgen mehr über die Auswirkungen auf unser Unternehmen“, schrieb O'Shaughnessy. 

2013 wurde Sally Ride von Barack Obama posthum mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet. Die Medaille nahm Tam O'Shaughnessy entgegen. 

Foto: NASA, retuschiert von Coffeeandcrumbs / CC0 / wikimedia.org


Nina Otero-Warren

Der Nina-Otero-Warren-Quarter ist die vierte Münze im American Woman Quarters Program. Adelina „Nina“ Otero-Warren, die als erste Hispanoamerikanerin mit einer Sonderprägung geehrt wird, war eine führende Persönlichkeit der Wahlrechtsbewegung in New Mexico und die erste weibliche Direktorin einer öffentlichen Schule in Santa Fe.

Otero-Warren betonte die Notwendigkeit, die spanische Sprache im Wahlkampf zu verwenden, um hispanische Frauen zu erreichen, und bemühte sich, die Bildung für alle Neumexikaner*innen zu verbessern. Darüber hinaus setzte sie sich für bikulturelle Bildung und für den Erhalt kultureller Praktiken unter den hispanischen und indianischen Gemeinden des Staates ein.

Auch Otero-Warren gehörte der LGBTIQ*-Community an. Die Politikerin war zunächst mit einem Mann verheiratet, bevor sie in den 1920er Jahren eine Beziehung mit Mamie Meadors einging. Das Paar, das als „The Two“ oder „The couple“ bekannt war, lebte auf derselben Farm, aber in verschiedenen Häusern. Ein öffentliches Coming-out hatte „Nina“ Otero-Warren zeitlebens vermieden.

Foto: Unbekannt http://adelinalanepantla.blogspot.it / CC0 /wikimedia.org

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