Hilferuf von HIV-positivem Venezolaner: „Ihr schickt mich in den Tod!“

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Seit knapp 14 Jahren lebt Venezolaner Ricardo Querales in Miami Beach, USA, wo er als Friseur arbeitet und ihm 2004 politisches Asyl gewährt wurde. Nun soll er wegen eines Drogendelikts ausgewiesen werden. Für den HIV-positiven Ricardo eine Frage von Leben und Tod. Denn in Venezuela würde er vermutlich keine HIV-Medikamente bekommen. Eine Crowdfunding-Kampagne soll das Schlimmste verhindern. 

Foto: facebook.com/queralesricardo20

Am 22. Januar hatte Ricardo Querales einen Termin bei der US-Einwanderungsbehörde in Miami. Solche Termine ist er gewohnt, seit er in den USA lebt. Sie sind für Einwanderer Routine. Doch diesmal war alles anders. Statt lediglich seinen Status zu bestätigen und Papiere zu unterzeichnen, wurde Ricardo mitgeteilt, dass er innerhalb von 30 Tagen die USA verlassen müsse. Er solle sich selbst um ein Flugticket kümmern. Um Fluchtversuche zu verhindern, wurde ihm eine Fußfessel angelegt.

Die Ausweisung geht auf einen Vorfall aus dem Jahr 2006 zurück. Damals kam Ricardo wegen Drogenbesitzes kurzfristig ins Gefängnis. Seitdem ist er vorbestraft, was 2011 zur Anordnung seiner Ausweisung führte, deren Durchführung aber vorerst nicht verlangt wurde. Bis jetzt. Sieben Jahre später. Sieben Jahre, in denen Ricardo sein Leben auf die Reihe bekommen hat, in denen er einen festen Job als Friseur im Cesar Lobo Studio Miami angenommen hat, in denen er sich aber auch mit HIV infiziert hat. Seine Ausweisung wird für ihn somit zu einer lebensbedrohlichen Angelegenheit: „Venezuela ist ein Land, das ich aus politischen und humanitären Gründen verlassen habe“, erklärt er seine Situation. „Ich glaube, dass mein Leben dort in Gefahr wäre. Wenn nicht wegen mangelndem Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten, dann aufgrund der Gefahrenlage, die zu meinem politischen Asyl führte.“

Worum genau es bei dieser „Gefahrenlage“ geht, konkretisiert Querales nicht. Mit seiner Homosexualität dürfte sie nicht zusammenhängen. Auch wenn die Akzeptanz von Schwulen in der venezolanischen Bevölkerung gering und die Antidiskriminierungsgesetzgebung des Landes unterentwickelt ist, steht Homosexualität nicht unter Strafe. So ist der Fall Querales in erster Linie ein Musterbeispiel dafür, wie existenziell die Situation HIV-positiver Flüchtlinge im Ausweisungsfall werden kann. UN AIDS sagt über Venezuela: „Das Land hat einige Fortschritte in der nationalen HIV-Prävention und Versorgung, bei Tests und Therapieprogrammen gemacht. Allerdings ist dieser Prozess in den letzten zwei Jahren ins Stocken gekommen. Das schwierige wirtschaftliche Klima behindert den Verkauf und die Beschaffung von Medikamenten sowie HIV-Testprogramme und Präventionsmaßnahmen gleichermaßen. Sie hat zu Engpässen in der Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten sowie Medikamenten zur Behandlung opportunistischer Infektionen geführt.“

Ricardo Querales hat sich einen Anwalt genommen, der ihm dabei hilft, seine Ausweisung anzufechten. Allerdings hat Querales nicht genug Geld, um die Prozesskosten zu bezahlen. Deshalb hat er über das Online-Portal GoFundme.com die Spendenaktion  „Ricardo's Fund to Stop Deportation“ gestartet.  

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