Hilferuf aus Caracas: Venezuela-Krise trifft LGBTIQ* besonders hart

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Queere Aktivist*innen aus Venezuela schlagen Alarm. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters haben die jüngsten Entwicklungen im Land „die Rechte von Homosexuellen auf die unterste Stufe des Stapels der Prioritäten geschoben“ 

Foto: facebook.com/unionafirmativa

Während sich der Machtkampf zwischen Venezuelas Noch-Staatschef Maduro und dessen Widersacher, dem selbst ernannten, aber inzwischen von mehreren Staaten (darunter Deutschland) anerkannten Interimspräsidenten Juan Guaidó weiter zuspitzt, melden sich die Leidtragenden der Regierungskrise zu Wort. Darunter auch Sprecher der queeren Szene. In einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters vom gestrigen Montag, die mit dem Titel „Derzeit in Venezuela zu leben ist schwierig. LGBT+ zu sein macht es noch schwieriger“ daherkommt, schildern Aktivist*innen die prekäre Situation der queeren Community angesichts der katastrophalen Versorgungslage im Land. 

Konkret betreffe die Krise vor allem Trans*-Menschen, gleichgeschlechtliche Paare und HIV-Positive. Während das angeschlagene Gesundheitssystem für letztere zu gefährlichen Versorgungsengpässen mit lebenswichtigen Medikamenten führe, werde für die anderen die Versorgung mit Lebensmitteln zum Spießrutenlauf. So seien im Zuge der Krise die Lebensmittel auf Fresspaket-Einheiten für Familien rationiert worden, auf die gleichgeschlechtliche Haushalte kein Anrecht haben. „Diesem System liegt ein Familienzensus zugrunde, bei dem Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Paaren bestehen, nicht berücksichtigt wurden, weil man sie nicht als Familien anerkennt“, sagt Quiteria Franco vom queeren Aktionsbündnis Union Afirmativa de Venezuela. Grund für dieses Problem ist nicht zuletzt, dass Gesetzesentwürfe für die Einführung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften, beziehungsweise der Ehe für alle, im Zuge der politischen Krise hartnäckig auf Eis liegen.

„Außerdem wurden in Supermärkten biometrische Erfassungsmaschinen eingeführt, mit denen jeder Käufer identifiziert wird, um zu verhindern, dass einzelne Menschen Hamsterkäufe machen“, so Franco. „Diese Kauf/Verkauf-Erfassung beeinträchtigt besonders Trans*-Menschen, weil sie wegen der mangelnden Kongruenz ihrer Geschlechtsidentität mit der in ihren Ausweisdokumenten erfassten Identität nicht anerkannt werden.“   

„Die Auswirkungen der Krise auf LGBT+ sind unverkennbar“, bestätigt Anwältin Tamara Adrian den Warnruf. „Als benachteiligte Bevölkerungsgruppe leiden sie unter der Krise stärker als andere.“ Infolge der dramatischen Entwicklungen würden immer mehr LGBTIQ* auswandern, heißt es. 

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