Venezuela erwägt Ehe für alle nach Aussage des Papstes

by

Weil Papst Franziskus die zivile Lebenspartnerschaft befürwortet, erwägt Venezuelas Präsident Nicolas Maduro die Verabschiedung eines Gesetzes zur Gleichstellung der Ehe in Venezuela.

Bei einer Veranstaltung mit Vertretern seiner regierenden Sozialistischen Partei am 22. Oktober sagte der venezolanische Präsident Nicolas Maduro, er „habe Freunde und Bekannte, die mit dem, was der Papst gestern gesagt hat, sehr glücklich sind“. Gemeint sind Äußerungen des Papstes in einem kürzlich veröffentlichten Dokumentarfilm von Jewgeni Afinejewski, „Francesco“. Darin sprach sich Franziskus für die eingetragene Lebenspartnerschaft von Homosexuellen aus (wir berichteten). 

Foto: A. Waswani / CC0

Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Papst seine Unterstützung für die Anerkennung von LGBTIQ*-Beziehungen zum Ausdruck gebracht hat. Für ein Land, in dem 96 Prozent der Bevölkerung römisch-katholisch sind und der Papst hohes Ansehen genießt, offenbar genug, um sich damit ernsthaft zu beschäftigen.

Am 6. Dezember sollen die Parlamentswahlen in Venezuela planmäßig stattfinden. Maduro forderte die Nationalversammlung des Landes auf, das Gesetz nach den Wahlen in der neuen Amtszeit zu besprechen. „Ich werde diese Aufgabe, die Aufgabe der LGBT-Ehe, der nächsten Nationalversammlung überlassen“. sagte er.

Die Oppositionsparteien, die derzeit den größten Anteil an Sitzen in der Nationalversammlung einnehmen, haben jetzt schon angekündigt, die Parlamentswahlen im Dezember zu boykottieren, weil sie davon ausgehen, dass Maduro die Wahlen zu seinen Gunsten manipulieren wird.

Queere Rechte in Venezuela

Die LGBTIQ*-Gemeinschaft in Venezuela hat nur sehr wenige Rechte. Eine 1999 verabschiedete Verfassungsänderung definiert die Ehe als „zwischen einem Mann und einer Frau“, gleichgeschlechtliche Paare dürfen keine Kinder adoptieren und Gesetze zur Diskriminierung am Arbeitsplatz beziehen sich in Venezuela nur auf die sexuelle Orientierung, nicht aber auf die Geschlechtsidentität. Außerdem ist die sogenannte „Konversionstherapie“ in Venezuela immer noch legal. 

Erschwerend kommt hinzu, das die queere Community, vor allem Trans*-Personen, gleichgeschlechtliche Paare und HIV-Positive, die Leidtragenden der Regierungskrise sind, die sich in den letzten Jahren zu einer wirtschaftlichen und humanitären Krise ausgeweitet hat (wir berichteten).

Sollte Maduros Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden, wäre Venezuela nach Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador und Uruguay das sechste Land in Südamerika, das die Gleichstellung der Ehe legalisiert.

Back to topbutton