Indonesien: Staatlicher Missbrauch von Missbrauchsverbrechen

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Foto: The Crown Prosecution Service / wikimedia.org / OGL 2

Als Reaktion auf die Verurteilung des in Manchester ansässigen indonesischen Studenten Reynhard Sinaga ordnete der Bürgermeister der indonesischenStadt Depok Razzien gegen Homosexuelle an. 

In Indonesien dominierte der Fall Sinaga die Schlagzeilen, was die ohnehin gefährdete LGBTIQ*-Community noch stärker in Bedrängnis brachte, denn vor allem die sexuelle Orientierung des verurteilten Vergewaltigers stand im Zentrum der medialen Berichterstattung. 

Politik schürt homophobe Ressentiments 

Als Reaktion auf die Verurteilung ordnete Mohammad Idris, Bürgermeister der Stadt Depok auf der Insel Java, Razzien gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender/Transsexuelle an – „damit ähnliche Dinge in der Stadt Depok nicht passieren“, wie er sagte. In einer Erklärung auf der offiziellen Website der Stadt heißt es, die ‚Präventionsmaßnahmen‘ würden dazu dienen, „die Widerstandsfähigkeit der Familien stärken und insbesondere die Kinder schützen“.

Foto: N. Hunaidah / Pexels / CC0

Abgesehen von einer Ausnahmeregelung in der muslimischen Provinz Aceh sind einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen in Indonesien nicht verboten. Queere Menschen können ihre Sexualität trotzdem nicht offen leben, da Homosexualität stark tabuisiert ist. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2018 nehmen immer noch 87 Prozent der indonesischen Bevölkerung Homosexuelle als Bedrohung wahr. Ein leichtes Spiel für religiöse Gruppen, die den Fall Sinaga dazu benutzen, um die Feindseligkeit gegenüber der queeren Community zu verstärken. 

LGBTIQ*-Aktivist*innen befürchten zunehmende Gewalt

Aus diesem Grund befürchten indonesische LGBTIQ*-Aktivist*innen, der Fall Sinaga könnte weitere Diskriminierung der queeren Gemeinschaft in Indonesien mit sich bringen. Beka Ulung Hapsara von der indonesischen nationalen Menschenrechtskommission (Komnas HAM) sagte gegenüber Reuters, die Razzien würden „das Risiko von Verfolgung und anderen Gesetzesverstößen“ erhöhen.

Auch Amnesty International verurteilte die, wie sie es nannte, „jüngste bösartige Kampagne gegen LGBT+“ in Indonesien und sagte, es gebe „keine Rechtfertigung für diese hasserfüllten Razzien“. Usman Hamid, Direktor von Amnesty International Indonesien, sagte auch, es sei untragbar, dass die Behörden in Indonesien anfangen würden, Gesetze gegen Herumlungern oder öffentliches Ärgernis zu missbrauchen, „um [LGBTIQ*-]Menschen zu belästigen und zu verhaften“.

Yuli Rustinawati, einer der Gründer der in Jakarta ansässigen LGBTIQ*-Organisation Arus Pelangi, betonte, dass Sexualstraftaten – entgegen der Behauptungen konservativer Hardliner, Sinagas Verbrechen seien „Beweise“ dafür, dass LGBTIQ*-Menschen „böse“, „psychisch krank“ oder „heilungsbedürftig“ – nichts mit Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Religion oder Glauben zu tun haben.

„Was die Leute unterscheiden müssen, ist, dass es sich um ein Sexualverbrechen handelt und es nichts mit seiner sexuellen Orientierung zu tun hat“.

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