Iran: 8 Jahre Gefängnis wegen „Förderung von Homosexualität“

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Der britisch-kurdische Anthropologe Kameel Ahmady wurde wegen „Förderung von Homosexualität“ und „umstürzlerischer Arbeit“ im Iran zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Der Akademiker klagt an: Ihm wurde kein fairer Prozess ermöglicht. 

Ahmady wurde im Iran geboren, studierte in Großbritannien und besitzt die britische Staatsbürgerschaft. Der Anthropologe machte sich einen Namen durch seine Untersuchungen sozialer Missstände im Nahen Osten. Er nahm sich gesellschaftlicher, tabuisierter und oft verdunkelter Probleme an, darunter Kinderehe, weibliche Genitalverstümmelung und die Behandlung der Queercommunity.

Er veröffentlichte mit Forbidden Tale ein Buch, in dem er die Situation von homo- und bisexuellen Menschen im Iran untersucht. Es ist ein umfassender Forschungsbericht – und wurde vom Regime nicht gut aufgenommen. 


Vorwurf: Verschwörung mit Europa und Israel 

2019 hielt Ahmady sich in Teheran auf, um laut dem Kurdistan Human Rights Network an zwei Studien zu arbeiten – eine davon zu Homosexualität im Iran, eine andere zu Identität und Ethnie. Im August wurde er schließlich verhaftet, seine Wohnung und sein Auto wurden durchsucht. Ahmady wurde inhaftiert.

Erst im Oktober 2019 wurde seine Verhaftung vom Regime offiziell bestätigt. Drei Monate nach seiner Verhaftung wurde der Akademiker auf Kaution freigelassen. Nun wurde Ahmady vom iranischen Revolutionsgericht zu acht Jahren Haft verurteilt. Zusätzlich droht dem Akademiker auch eine Geldstrafe von mehr als 500.000 Pfund.

Foto: Video Screenshot Facebook / Kameel Ahmady

Vorgeworfen werden ihm eine Zusammenarbeit mit europäischen Botschaften mit dem Ziel der „Förderung von Homosexualität“, Kommunikation mit „ausländischen und feindlichen Medien“, Infiltration mit dem Ziel, das Gesetz im Iran zu ändern, und Senden von falschen Berichten über Menschenrechte an die UN. Außerdem: Ein Besuch in Israel als Reporter für die BBC.

Auf Homosexualität steht im Iran die Todesstrafe. Und nach Artikel 639 des islamischen Strafgesetzbuches droht jedem, der Menschen zu moralischer Korruption oder Verderbtheit ermutigt oder anstiftet, eine Gefängnisstrafe von einem bis zehn Jahren. Reisen nach Israel sind im Iran grundsätzlich illegal und werden mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft.


Kommt Unterstützung aus Großbritannien?

Diese Woche gab Kameel Ahmadys Anwalt das Urteil bekannt. Auch auf Ahmadys Facebookseite wurde schließlich ein Update gepostet. Darin schreibt Ahmady:

„Entgegen aller juristischen Analysen und Hoffnungen auf ein faires Urteil wurde ich zu acht Jahren verurteilt.“

Der Anthropologe erhebt schwere Vorwürfe gegen das Gericht. Während des letzten Jahres habe er 100 Tage Inhaftierung und außergerichtliche Verhöre erlebt – alles ohne Zugang zu einem Anwalt. Das Urteil sei von Richter Salavati zudem nach zwei nicht fachkundig durchgeführten Gerichsverhandlungen gefällt worden – in einem Prozess, der voller juristischer Fehler war.

Ahmady gibt die Hoffnung auf Gerechtigkeit jedoch nicht auf:

„Jetzt werde ich mit all meinen verbliebenen Kräften gegen dieses Urteil Berufung einlegen und hoffe auf einen fairen Prozess im Berufungsverfahren.“

Kommt Unterstützung? Die BBC berichtete letzte Woche, die britische Regierung habe dringendes Interesse an dem Fall gezeigt und die iranische Regierung um weitere Informationen gebeten. 

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