Blogger in Saudi Arabien gefoltert – weil er sich für Queerrechte einsetzte

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Mohamad al-Bokari (29) erklärte online seine Unterstützung für die Rechte von Homosexuellen – und wurde am 8. April verhaftet. Nun wurde bekannt, dass er erniedrigende Analuntersuchungen und tägliche Prügel über sich ergehen lassen muss. Sein Gesundheitszustand soll sich stetig verschlechtern. Menschenrechtsaktivisten fordern seine sofortige Freilassung.

Der Blogger hatte am 8. April online an einer Frage-und-Antwort-Runde teilgenommen, das Video hochgeladen und darin seine Unterstützung für queere Rechte erklärt. Seine Aussage lautete: „Jeder Mensch hat Rechte und sollte sie ausleben dürfen, auch Homosexuelle“. Das reichte den Behörden, um al-Bokari, der ein jemenitischer Flüchtling ist, noch am selben Abend verhaften zu lassen.


Sexuelle Nötigung und Folter

Der Vorwurf: Mit „sexuellen Anspielungen“ habe er „die öffentliche Ordnung und Moral verletzt“, erklärte Shaker bin Suleiman Al-Tuwaijri, der Polizeisprecher aus Riad. Dort sitzt al-Bokari nun im al-Malaz-Gefängnis – laut HRW ohne Zugang zu juristischem Beistand. Die Organisation beruft sich auf Quellen, die mit dem Gefängnis in Kontakt stehen und von grausamen und erniedrigenden Behandlungen berichten, die al-Bokari in den letzten zwei Monaten über sich ergehen lassen musste.

Dazu gehören eine erniedrigende Analuntersuchung durch die Polizei – dabei soll getestet werden, ob der Gefangene schwul ist. Eine Untersuchung, die keinerlei medizinische oder wissenschaftliche Grundlage besitzt und international als Folter und sexuelle Nötigung verurteilt wird. Außerdem soll der 29-Jährige wiederholt von Polizisten verhört und täglich verprügelt worden sein, um ihm so ein Geständnis über seine Homosexualität zu „entlocken“.

Al-Bokari, der an einer chronischen Herzerkrankung leidet, teilte der Quelle mit, dass er Schwierigkeiten beim Atmen, Essen und Schlafen habe und dass sich sein psychischer und physischer Gesundheitszustand stetig verschlechtere. Dabei hat der 29-Jährige vor zwei Monaten lediglich seine Meinung geäußert – und teuer dafür bezahlt. Michael Page, stellvertretender Human Rights Watch-Direktor für den Nahen Osten, zieht Bilanz:

„Saudi-Arabiens unerbittliche Polizeiarbeit im Bereich der Meinungsfreiheit offenbart die Heuchelei einer Regierung, die Reformen versprochen hat. Eine Regierung, die jemanden verhaftet, der sich lediglich zu heiklen sozialen Fragen äußert, eliminiert den Raum für Dialog und Reformen.“

Er fügt hinzu, dass die Organisation zutiefst besorgt um Sicherheit und Wohlergehen von Mohamad al-Bokari sei – dessen Leben in Gefahr sein könnte, wenn er in seine Heimat, den Jemen, abgeschoben werden sollte. Erst im Juni 2019 war der junge Mann aus dem Land geflüchtet – 15 Tage dauerte sein Fußmarsch, bis er in Riad ankam, wo er seitdem als unregistrierter Flüchtling gelebt haben soll. 

Human Rights Watch gab an, diesbezüglich weitere Informationen von der Flüchtlingsorganisation Arab Foundation for Freedoms and Equality (AFE) erhalten zu haben. Demzufolge könnte eine Abschiebung für den Blogger tödlich enden: Bewaffnete Gruppen aus dem Jemen sollen al-Bokari bereits vor seiner Flucht mit dem Tode gedroht haben, auch danach schrieben sie ihn immer wieder in sozialen Medien an und warnten ihn davor, jemals in das Land zurückzukehren – sie würden ihn finden und sie würden ihn töten, so die Drohung. 

Michael Page verlangt von der Regierung:

„Die saudischen Behörden sollten das Richtige tun und den jungen Mann, der nur seine Meinung geäußert hat, unverzüglich freilassen.“

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