Israels LGBTIQ* fordern: „Feuert den Bildungsminister“

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Nachdem Israels Bildungsminister Rafi Peretz am Samstag in einem TV-Interview geäußert hat, dass er an Konversionstherapien zur „Heilung“ von Homosexualität glaubt, hat sich eine breite Protestbewegung formiert. Am Sonntag gingen in Israel hunderte Demonstranten auf die Straße und forderten Peretz' Rücktritt.

Foto: facebook.com/Israeli.Labor.Party.LGBT.Circle

„Der Bildungsminister muss sofort gefeuert werden!“, „Konversionstherapien töten!“, „Schickt Peretz nach Hause“ – das waren Aussagen, die am Sonntagabend bei einer Protestdemo in Tel Aviv laut wurden. Sie waren die Folge einer Debatte, die am Samstag zu gären begonnen hatte, nachdem Israels Bildungsminister Rafi Peretz in einem Interview auf dem TV-Sender Channel 12 geäußert hatte, dass er Umerziehungstherapien für Homosexuelle nicht nur für wirksam halte, sondern sie auch selbst angewendet habe. 

Konkret antwortete der orthodoxe Politiker der nationalreligiösen HaBajit haJehudi-Partei auf die Frage, was er von der Methode halte, Homosexuelle mittels Konversionstherapien zur Heterosexualität zu „bekehren“: „Ich denke, dass es möglich ist. Ich kann Ihnen sagen, dass ich mit diesen Schulungsmethoden sehr vertraut bin und sie auch selber angewendet habe.“ Auf die Frage, wie er sich einem Menschen gegenüber verhalten würde, der sich vor ihm als schwul outet, antwortete Peretz: „Ich würde ihn zuerst umarmen, dann würde ich ihm sagen ‚Lass uns nachdenken, lass uns verstehen, lass uns abwägen‘. Das Ziel ist, dass derjenige sich selbst besser kennenlernt und dann von sich aus entscheidet.“ 

Die Aussagen sorgten in den (sozialen) Medien für einen Aufschrei und förderten prompte Reaktionen zutag. Israels Premierminister Netanjahu distanzierte sich von Peretz Haltung, sein Justizminister Amir Ohana (erster offen schwuler Politiker der Knesset) ging am Sonntag mit einer offiziellen Stellungnahme an die Presse, in der er betonte, dass die Aussagen des Bildungsministers nicht der Haltung von Netanjahus Likud-Partei entsprächen. 

Israels LGBTIQ* und ihren Unterstützern gehen diese Lippenbekenntnisse nicht weit genug. Bei der Demo am Sonntagabend in Tel Aviv forderten Queers, Aktivisten und Politiker einhellig die sofortige Absetzung des Bildungsministers. Dabei verwiesen sie deutlich darauf, wie sehr Umerziehungstherapien die Betroffenen psychisch beschädigen. Unter den Demonstranten befand sich neben den Initiatoren des Schwule-Väter-Bündnisses GayDadsIL und diversen Oppositionspolitikern auch der ehemalige Ministerpräsident Ehud Barak, der später bei Twitter kommentierte: „Die einzige Bekehrung, die hier stattfinden wird, ist die der schwarzen Regierung von Netanjahu.“

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