Israel verbietet Konversionsverfahren

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Das israelische Gesundheitsministerium hat am 14. Februar ein Rundschreiben herausgegeben, das Mediziner*innen in Israel die Durchführung sogenannter ‚Konversionstherapien‘ untersagt.

Foto: Jack Guez / AFP

„Das Rundschreiben, das wir heute veröffentlichen, ist scharf, kurz und bündig und es konzentriert sich darauf, was als Therapeut nicht richtig und was verboten ist“, sagte der Direktor des israelischen Gesundheitsministeriums Nachman Ash.

Vom Verbot betroffen sind alle Formen von Behandlung oder Beratung, die das Ziel haben, die Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung einer Person zu verändern. „Die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität einer Person sollte nicht als medizinisches oder psychologisches Problem angesehen werden, das einer Behandlung bedarf“, heißt es in dem Rundschreiben.

Aufgrund der Risiken für die psychische Gesundheit, die von derartigen Pseudotherapien ausgehen, ist es allen Fachleuten verboten, derartige Behandlungen anzubieten oder durchzuführen. Zugelassene Fachleute, die dies tun, müssen mit Sanktionen rechnen, einschließlich strenger Disziplinarverfahren und dem Entzug ihrer Zulassung, berichtete The Jerusalem Post.

Formales Verbot von Konversionsverfahren

„Im Laufe der Jahre war natürlich bekannt, dass es Therapeuten gibt, die das tun, aber diejenigen, die an der Spitze des Gesundheitsministeriums standen, haben nicht versucht, den Schaden für LGBTQ+-Jugendliche zu stoppen“, sagte Gesundheitsminister Nitzan Horowitz. Er hatte bereits im Juli 2020 versucht, ein Gesetz zu verabschieden, das Konversionsverfahren verbieten und diejenigen, die sie anbieten, als Kriminelle bestrafen würde. Der Gesetzentwurf passierte die erste Lesung mit 42 zu 36 Stimmen, scheiterte aber in der darauffolgenden Lesung (männer* berichtete). Ähnliche Versuche, derartige Pseudotherapien verbieten zu lassen, sind in der Vergangenheit gescheitert, weil konservative und strengreligiöse Kräfte stets auf das Recht pochten, die Verfahren weiter durchführen zu dürfen.

„Es ist vorbei“, erklärte Horowitz entschieden. „Das israelische Gesundheitsministerium sagt auf offizielle, klare und absolute Weise, wir sind alle Menschen – LGBTIQ*s, heterosexuelle Menschen, Transgender, Schwule, Lesben, jeder Mensch –, wir sind alle gut und schön, genau so, wie wir sind, und niemand sollte es wagen, dir etwas anderes zu sagen.“

Dies ist ein Sieg im allgemeinen Kampf für Toleranz und Gleichberechtigung, aber in meinen Augen ist es noch grundlegender und entscheidender, weil es auch ein Kampf um das Leben selbst ist, es geht wirklich darum, Leben zu retten", sagte Gesundheitsminister Nitzan Horowitz und fügte hinzu. „‚Konversionstherapie‘ ist ein grausamer Missbrauch notleidender Jugendlicher“. „Diese Praxis ist ein Mord an der Psyche und manchmal auch am Körper. Es ist unsere Pflicht, gegen diejenigen vorzugehen, die sich daran beteiligen und Menschenleben gefährden. Das tun wir heute.“

Foto: Heinrich-Böll-Stiftung / CC BY-SA 2.0 / wikimedia.org

LGBTIQ*-Organisationen begeistert

„Dank dieses Rundschreibens können wir von denen, die uns verletzt haben, Gerechtigkeit einfordern“, sagte Shay Bramson, Vorsitzender der religiösen jüdischen LGBTIQ*-Organisation Havruta. „Wir können uns beschweren und sie daran hindern, uns weiter zu schaden. Der Unsinn, der gegen uns vorgebracht wird, dass wir die Wahlfreiheit verhindern, ist eine Lüge. Wir halten nur diejenigen, die uns verletzt und bis heute Narben bei uns hinterlassen haben, auf, damit sie anderen nicht mehr schaden.“

„Wir würden die Leute des Hasses und der Konversion[verfahren] ihren kleinlichen Kampf ruhig still und leise verlieren lassen, wenn wir nicht wüssten, dass es hier um Menschenleben geht, um Frauen und Männer, die geschädigt werden“, fügte Bramson hinzu. „Wir werden nicht zulassen, dass sie noch mehr Schaden anrichten, und wir werden sie aufhalten.“

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