Schweizer Jugendsession fordert vom Nationalrat Schutzmaßnahmen für queere Jugendliche

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Nach vier Tagen intensiver Diskussionen auf der 27. Schweizer Jugendsession übergaben die Teilnehmer am Sonntag im Berner Bundeshaus ihre Forderungen an Nationalratspräsident Dominique de Buman. Eine davon lautet: Die Schweiz soll Unterstützungsmaßnahmen für LGBTIQ*-Jugendliche ausbauen, um erhöhte Selbstmordraten in diesem Bereich zu vermindern

Foto: .facebook.com/Jugendsession

Bereits im Februar war das Thema „Queere Jugendliche“ via Online-Voting als eines von acht Hauptthemen für die Schweizer Jugendsession 2018 festgelegt worden. „Themen wie sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sind in der Schweiz nach wie vor tabu. Die meisten jungen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transmenschen (LGBT) fürchten und erleben bei ihrem Coming Out Stigmatisierung, Ablehnung und Diskriminierung“, formulierten die Organisatoren auf ihrer Website. Auch wurden in diesem Zusammenhang die erhöhten Selbstmordraten von queeren Jugendlichen in der Schweiz angemahnt und die Fragen in den Raum gestellt: „Soll der Bund mehr für LGBT-Jugendliche tun und falls ja, was?“ 

Die erste der beiden Teilfragen wurde am Wochenende bei der Jugendsession mit einem deutlichen „Ja“ beantwortet. Laut Blick stimmten die Teilnehmer dem Anliegen mit 181 zu 3 Stimmen zu. In einem im Rahmen des Wochenendes erarbeiteten Dossier wird eine „umfassende Gesetzgebung zu Diskriminierung und die systematische Erfassung der rassistischen, homo- und transfeindlichen Zwischenfälle“ sowie die Einrichtung einer gesamtschweizerischen Koordinierungsstelle für LGBTIQ*-Jugendliche gefordert. Letztere soll in Zusammenarbeit mit bestehenden Szene-Organisationen wie Helpline auch Punkte wie medizinische Vermittlung für Trans*, kostenlose HIV-Tests und die Einrichtung von queeren Jugendzentren vorantreiben. Das Dossier wurde am Sonntag zum Abschluss der Jugendsession 2018 im Berner Bundeshaus an Nationalratspräsident Dominique de Buman übergeben. 

Die Jugendsession ist eine in der Schweiz 1991 eingeführte jährliche Tradition, bei der 200 Jugendliche aus dem ganzen Land zusammenkommen, um in vier Tagen Forderungen an die amtierende Regierung zu erarbeiten. Die Forderungen sind fürs Parlament nicht bindend, aber sie gelten als Stimmungstest für die Anliegen der jungen Bevölkerung. Weitere Beschlüsse dieses Jahres betrafen die Reduzierung von Verpackungsmüll und die Transparenz der Arbeit von Großunternehmen. Eine Initiative zur Abschaffung des Geschlechts aus Personenstandsregistern wurde allerdings mit 67 zu 89 Stimmen abgelehnt. 

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