Jussie Smollett schuldig gesprochen

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Seine Berichte über einen angeblichen rassistischen Angriff hatten weltweit für Aufsehen gesorgt – nun ist US-Schauspieler Jussie Smollett für schuldig befunden worden, die Attacke auf ihn selbst organisiert zu haben. Die Geschworenen befanden den 39-Jährigen in mehreren Punkten des „ordnungswidrigen Verhaltens“ für schuldig, wie das zuständige Gericht in Chicago am 9. Dezember mitteilte. Smollett, der die Vorwürfe stets zurückgewiesen hat, drohen damit bis zu drei Jahre Haft.

Die Geschworenen sahen es für erwiesen an, dass der afroamerikanische und homosexuelle Star aus der Fernsehserie „Empire“ einen angeblich rassistisch und schwulenfeindlich motivierten Angriff auf ihn gestellt und die Polizei belogen hat. Der Fall voller Wendungen hatte in den USA und international für Aufsehen gesorgt. Das Strafmaß soll erst später festgelegt werden. Experten zufolge könnten statt einer Haftstrafe auch eine Geldstrafe oder das Ableisten gemeinnütziger Arbeit verhängt werden.

Ein baldiges Ende des Falls ist allerdings nicht absehbar: Unmittelbar nach dem Schuldspruch der Geschworenen kündigte Smolletts Anwalt an, in Berufung gehen zu wollen. „Das Urteil ist in sich unschlüssig“, sagte Nenye Uche. „Wir sind uns 100 Prozent sicher, dass wir in der Berufung gewinnen werden.“

Foto: Kamil Krzaczynski / AFP

Der Fall Jussie Smollett

Smollett hatte im Januar 2019 berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und beleidigt worden. Die Angreifer hätten ihm einen Strick um den Hals gelegt und geschrien, Chicago sei „MAGA-Land“ – in Anspielung auf den Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump, „Make America Great Again“. Die angebliche Attacke sorgte zunächst für Entsetzen, doch schon rasch wurden Zweifel an Smolletts Darstellung laut. Nach Überzeugung der Polizei soll der Schauspieler sich selbst einen Drohbrief geschickt und anschließend zwei Bekannte mit dem vorgetäuschten Angriff beauftragt haben; von seiner Opferrolle soll er sich berufliche Vorteile erhofft haben.

Auf die Spur vom Smollett kamen die Ermittler durch Aufnahmen von Sicherheitskameras und Handydaten des Schauspielers und seiner angeblichen Angreifer. Die beiden Brüder hatten in der vergangenen Woche ausgesagt, Smollett habe ihnen 3.500 Dollar (rund 3.100 Euro) für die vorgetäuschte Tat bezahlt. Der US-Star bestritt diese Darstellung. Er habe das Geld für ein Trainings- und Ernährungsprogramm bezahlt, das einer der Brüder entwickelt habe.

Der Fall hatte im März 2019 eine weitere kuriose Wendung genommen als die Staatsanwaltschaft die 16 Anklagepunkte gegen Smollett überraschend fallen ließ (männer* berichtete). Der Schauspieler musste lediglich Sozialstunden leisten und 10.000 Dollar zahlen. Das wurde von der Polizei und der Stadt Chicago scharf kritisiert. Schließlich wurde ein Sonderstaatsanwalt damit beauftragt, sich erneut des Falls anzunehmen (männer* berichtete). Im Februar 2020 erhob eine sogenannte Grand Jury erneut Anklage gegen Smollett - nun wurde er schuldig gesprochen. *AFP/sah

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