Kamerun: Fünf Jahre Männerknast für zwei trans* Frauen

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Wegen „versuchter Homosexualität“ und „öffentlicher Unsittlichkeit“ sind zwei trans* Frauen in Kamerun zu fünf Jahren Haft in einem Männergefängnis verurteilt worden. Ein Todesurteil, warnen Menschenrechtler*innen. Ihr Vergehen: Frauenkleider.

Ein Kameruner Gericht verurteilte Shakiro und Patricia am 11. Mai wegen „versuchter Homosexualität“, „öffentlicher Unsittlichkeit“ und fehlender Ausweisdokumente zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 200.000 CFA-Franc, umgerechnet rund 305 Euro. Sollten sie die Geldstrafe nicht bezahlen können, wird die Haft um weitere zwölf Monate verlängert. 

Was war geschehen?

Shakiro ist in Kamerun eine bekannte Social-Media-Influencerin. In ihren Videos auf YouTube macht sie die Probleme der LGBTIQ*-Community in Kamerun zum Thema und spricht auch über ihre Geschlechtsidentität. Dieses Engagement wurde ihr jetzt offenbar zum Verhängnis. Am 8. Februar besuchte sie gemeinsam mit Freundin Patricia ein Restaurant in der Großstadt Douala. Weil sie Frauenkleider trugen und angeblich keinen Ausweis vorweisen konnten, wurden sie von der Polizei verhaftet. Sie mussten ein Geständnis unterschreiben, das sie nicht zuvor lesen durften. Außerdem wurde ihnen untersagt, eine/n Anwalt*in oder die Familie zu kontaktieren. 

Urteil ist „politische Entscheidung“

Foto: Sepoub / CC BY-SA 3.0 / Wikimedia.org

Die Menschenrechtsaktivistin und Anwältin der beiden Frauen Alice Nkom betonte, das Urteil – die Höchststrafe für ‚Vergehen‘ dieser Art – sei „eine politische Entscheidung“ und sende „eine klare, erschreckende Botschaft: ‚Wir wollen keine LGBT-Leute hier in Kamerun.‘“

Ein weiterer Anwalt der beiden Frauen, Richard Tamfu, erklärte gegenüber dem Guardian: „Wir wissen, dass laut kamerunischen Strafgesetzbuch Homosexualität bestraft wird, [mit] zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Für jemanden, der wegen versuchter Homosexualität angeklagt wurde und fünf Jahre bekommt, ist das sehr hart.“

„Die Wirkung ist, dass eine klare Botschaft an die LGBT+ Community gesendet wird, dass sie in Kamerun nicht willkommen sind. Sie sollen wissen, dass sie im Falle einer Verhaftung für fünf Jahre ins Gefängnis kommen können.“

Lage für LGBTIQ* in Kamerun verheerend: Lebensgefahr!

Laut Human Rights Watch (HRW) kam es in Kamerun, in dem gleichgeschlechtliche Beziehungen illegal sind, in den letzten Monaten zu einem „allgemeinen Anstieg der Polizeiaktionen“ gegen sexuelle Minderheiten. Insgesamt 53 Personen wurden seit Mai 2020 bei Razzien festgenommen. Berichten zufolge kommt es dabei immer wieder zu Misshandlungen und wiederholt zu Menschenrechtsverletzungen.

Auch Shakiro und Patricia haben in der Untersuchungshaft Missbrauch erfahren. Von einem Mitglied einer kamerunischen LGBTIQ*-Organisation heißt es, Shakiro und Patricia seien auf der Polizeidienststelle geschlagen und mit dem Tod bedroht worden. Auch seien sie von Mitgefangenen belästigt worden. LGBTIQ*-Organisationen sind sich einig: 

Fünf Jahre Haft in einem kamerunischen Männergefängnis kommt für trans* Frauen einem Todesurteil gleich. In Untersuchungshaft ist es üblich, mehr als 30 Männer auf einer Fläche von 10 Quadratmetern unterzubringen, viele Häftlinge müssen auf dem Boden schlafen.

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