USA: Biden schickt schwulen Botschafter nach Kamerun

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Die Biden-Administration schickt sich an, den Ruf zu festigen, die LGBTIQ*-inklusivste Regierung in der Geschichte zu sein. Der US-Senat hat den Diplomaten Christopher Lamora als neuen Botschafter in Kamerun bestätigt. Die Ernennung ist bedeutend, da Lamora schwul ist und Homosexualität in Kamerun illegal ist.

Nachdem der bekannte LGBTIQ*-Aktivist Scott Miller am 18. Dezember für die amerikanische Botschaft im schweizerischen Bern bestätigt wurde (wir berichteten), erfolgte nun die Bestätigung eines weiteren schwulen Diplomaten durch den Senat: Christopher John Lamora wird zukünftiger US-Botschafter in Yaoundé, Kamerun.

Mit fast 30 Jahren Erfahrung im Auswärtigen Dienst ist Lamora für seine neue Aufgabe bestens qualifiziert. Er hat in drei verschiedenen afrikanischen Ländern gearbeitet, darunter auch in Kamerun, und hat sich in den letzten 12 Jahren seiner Laufbahn auf die Bereiche Afrikapolitik, Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung und Partnerschaften konzentriert. Zuletzt war Lamora als stellvertretender Missionschef in der US-Botschaft in Ghana beschäftigt, ein Land, das Homosexualität ebenfalls kriminalisiert.

Foto: Courage Ahiati / Official U.S. Embassy Ghana

Kameruns LGBTIQ*-Aktivist*innen nahmen Lamoras Ernennung, die bereits im April angekündigt worden war, begeistert auf. „Unglaublicher Joe Biden. Wir lieben dich“, sagte die bekannte kamerunische Anwältin für LGBTIQ*-Rechte Alice Nkom nach der Bekanntgabe der Nominierung Lamoras. „Willkommen, Botschafter Christopher Lamora! Willkommen in Kamerun, dem Land der Toleranz, Gastfreundschaft und Brüderlichkeit!“

Große Vorhaben, keine klare Worte

Im Juni dankte Lamora in einer offiziellen Stellungnahme zu seiner Ernennung seinem Ehemann Eric und erklärte, Kamerun stünde derzeit vor vielen Herausforderungen. Vor allem die zunehmende Gewalt in gewissen Gebieten mache ihm Sorgen, so der 52-Jährige. Niemand, der den Frieden in Kamerun zu untergraben versuche, erhalte Unterstützung oder erfahre Toleranz von den USA, weder Mitglieder der Sicherheitskräfte noch separatistische Gruppierungen, stellte Lamora ausdrücklich klar.

Auf die queere Community in Kamerun ging Lamora nicht explizit ein, er erwähnte lediglich, dass „noch erhebliche Arbeit zu leisten ist, um Demokratie und Menschenrechte zu fördern“. In der Tat. Homosexualität ist in Kamerun seit 1972 verboten und gleichgeschlechtliche Handlungen können mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Ein Gesetz, das auch tatsächlich zur Anwendung kommt – Kamerun ist weltweit führend bei der Verfolgung von Homosexuellen. Laut Berichten von Human Rights Watch (HRW) kam es in den letzten Monaten sogar zu einem „allgemeinen Anstieg der Polizeiaktionen“ gegen sexuelle Minderheiten.

Immer wieder gelangen auch Videos an die Öffentlichkeit, in denen zu sehen ist, wie queere Menschen öffentlich geschlagen und gedemütigt werden. Ein Facebook-Post zeigt, wie Shakiro – eine der beiden trans* Frauen, die im Februar 2021 wegen „versuchter Homosexualität, öffentlicher Unsittlichkeit und Nichtmitführens eines Ausweises“ zu fünf Jahren Haft verurteilt worden waren (wir berichteten) und später bis zur Berufung freigelassen wurden – von einer aufgebrachten Menge junger Männer beschimpft, getreten, erniedrigt wird.

Im November wurde eine intersexuelle Person in einem Viertel in Yaoundé beinahe gelyncht. Dieses enorm schockierende Video zeugt von der unglaublichen Gewalt gegen Queers, die im Land grassiert – es sei der Tiefpunkt des Abscheulichen, sagte Alice Nkom nach dem Vorfall gegenüber TV5 Monde Info.

Man hat Homosexuelle in Kamerun als Untermenschen dargestellt, als Abfallprodukt der göttlichen Schöpfung, [...] und somit gibt es jedem, einschließlich unserer Gesetzgeber, das Recht, sie zu bestrafen“.

Nkom fordert, der Staat müsse angesichts dieser unmenschlichen Szenen gegen LGBTIQ*-Personen endlich Stellung beziehen. Wir hoffen, dass ihr mit Christopher Lamora künftig jemand zur Seite steht, der angesichts solcher Menschenrechtsverletzungen spätestens nach Amtsantritt klarere Worte findet.

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