Kein Regenbogen über Melbourne

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Am 1. August wurde die Ausstellung „Defending with Pride: Stories of LGBTQ+ Service“ über die Geschichte queerer Soldat*innen in der australischen Armee eröffnet. Thematisch passend sollte der Shrine of Remembrance in Melbourne zu Ehren der Soldat*innen regenbogenfarbig beleuchtet werden. Doch dazu kam es nicht.

Der Shrine of Rembrance, ikonisches Wahrzeichen Melbournes und Mahnmal zu Ehren der gefallenen Australier*innen des Ersten Weltkriegs, wird an Gedenktagen und besonderen Events üblicherweise thematisch passend beleuchtet. Entsprechend sollte das Denkmal am Eröffnungstag der Ausstellung „Defending with Pride“ in den Farben des Regenbogens erstrahlen.

Diese Geste traf offensichtlich nicht jedermanns Geschmack. Mitarbeiter*innen des Shrine of Remembrance sollen beleidigt und bedroht worden sein, nachdem das Vorhaben publik wurde. „Über mehrere Tage hinweg haben unsere Mitarbeiter anhaltende Beschimpfungen und in einigen Fällen Drohungen erhalten – und waren diesen ausgesetzt“, erklärte Dean Lee, Geschäftsführer der Erinnerungsstätte.

„Wir haben etwas von dem gesehen, was Mitglieder der LGBTIQ+-Community jeden Tag erleben. Es ist hasserfüllt.“

Da außerdem über Social-Media-Kanäle dazu aufgerufen wurde, am Eröffnungstag gegen den Regenbogen zu protestieren, habe man „im Interesse der Schadensminimierung“ von der Regenbogenbeleuchtung abgesehen, so Lee. Die Ausstellung aber bleibe weiterhin geöffnet. 

„Die Geschichten, die wir erzählen wollen. Der Dienst, den wir ehren wollen. Sie werden erzählt werden. Die tapferen lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*,  gender diversen und queeren Menschen in den Streitkräften werden geehrt werden.“

„Defending with Pride“ – LGBTIQ*s in der Armee

Die Sonderausstellung „Defending with Pride: Stories of LGBTQ+ Service“ zeichnet den langen und oft schwierigen Weg queerer Soldat*innen in der Australian Defence Force (ADF) nach. Im Mittelpunkt stehen persönliche Geschichten und Reflexionen von Veteranen und derzeit im Dienst befindlichen ADF-Mitarbeiter*innen. 

Bis 1992 war es LGBTIQ*s in Australien verboten, den Streitkräften zu dienen. Fälle von mutmaßlicher Homosexualität wurden von der Dienstpolizei untersucht. „Bestätigte Homosexuelle“ konnten eine ehrenhafte Entlassung beantragen oder wurden unehrenhaft entlassen werden.

Der Wandel kam Anfang der 1990er Jahren, als eine lesbische Soldatin ihre Entlassung bei der Kommission für Menschenrechte und Chancengleichheit anfocht und eine Untersuchung veranlasste. Dies führte dazu, dass die Keating-Regierung am 23. November 1992 das Verbot für schwules und lesbisches Personal aufhob.

In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Politik drastisch geändert und LGBTIQ*-Personen werden in der australischen Armee anerkannt und akzeptiert. Seit 2010 können auch trans* Personen in die Armee eintreten.

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