Kuba sagt Anti-Homophobie-Parade wegen „internationaler Spannung“ ab

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Am Dienstag wurde in Kuba die zwölfte Ausgabe der „Jornadas Cubanas contra la Homofobia y la Transfobia“ („Kubanische Tage gegen Homophobie und Transphobie“) eröffnet. Bis zum 17. Mai laufen nun täglich Filme, Diskussionsforen, Konzerte und Ausstellungen, die der Aufklärung über LGBTIQ*-Themen dienen. Doch der Start des Events wird von einem Rückschritt überschattet: Die traditionelle Anti-Homophobie-Parade wurde wegen „internationaler Spannungen“ abgesagt

Foto: facebook.com/cenesex

Die kubanischen Anti-Homophobie/Transphobie-Tage im Mai sind im Jahreskalender des Landes eine feste Größe (blu berichtete). Das gilt auch für die dazugehörige „Conga cubana contra la Homofobia y la Transfobia“ („Kubanische Parade gegen Homophobie und Transphobie“). Noch vor einer Woche hatte das nationale Zentrum für sexuelle Aufklärung CENESEX auf seiner Facebook-Seite stolz verkündet, dass die diesjährige Ausgabe der Veranstaltung die erste seit der Verabschiedung der neuen Verfassung im Februar sein werde. Eigentlich ein widersprüchliches Signal, denn die neue Verfassung ist bei LGBTIQ* umstritten, weil ein Passus, der die ausstehende Ehe für alle legitimiert hätte, aufgrund von Protesten konservativer Gruppen gestrichen wurde (blu berichtete).

Unter diesen Voraussetzungen führt die am Dienstag veröffentlichte CENESEX-Stellungnahme bezüglich einer „Anpassung des Programms der kubanischen Tage gegen Homophobie und Transphobie“ zu weiteren Irritationen. In dem Schreiben verkündet die Behörde die Absage der diesjährigen „Conga“ und begründet die Maßnahme mit der „gegenwärtigen Situation im Land“. Konkret heißt es: „In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Gesundheitsministeriums wird die kubanische Conga gegen Homophobie und Transphobie in diesem Jahr abgesagt, da ihre erfolgreiche Entwicklung durch gewisse Umstände weder in Havanna noch in Camagüey gewährleistet werden kann. (...) Aktuelle Spannungen im internationalen und regionalen Kontext wirken sich direkt und indirekt, durch greifbare und immaterielle Konsequenzen auf unser Land und die normale Entwicklung unseres täglichen Lebens sowie die Politik des kubanischen Staates aus.“

Was genau mit „Spannungen im internationalen und regionalen Kontext“ gemeint ist, wird nicht konkretisiert, doch der Gedanke liegt nahe, dass sie sich auf den Venezuela-Konflikt (blu berichtete) und das erkaltete Verhältnis zu den USA  seit der Präsidentschaft von Donald Trump, sowie die Anti-LGBTIQ*-Protestbewegung innerhalb Kubas, die zur Änderung der Verfassung geführt hatte, beziehen. Trotzdem betont CENESEX in dem Schreiben, dass ein erneutes Stattfinden der Conga in den Folgejahren nicht ausgeschlossen sei und die sonstigen Aktivitäten der Anti-Homophobie/Transphobie-Tage unverändert, beziehungsweise sogar mit erhöhten Ansprüchen stattfinden werden. Letzteres könnte auch bedeuten, dass Kuba versucht, eine andere, versachlichte Strategie in Sachen LGBTIQ*-Emanzipation zu fahren als übliche Pride-Konzepte nach amerikanischem Vorbild es tun.

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