Historisch: Schottland schickt Lehrer*innen auf die queere Schulbank

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Schottland ist das erste Land der Welt mit einer umfassenden Strategie zur Eindämmung von Vorurteilen gegenüber LGBTIQ*-Jugendlichen im Bildungssystem. In dieser Woche stellte die Regierung ein neues Toolkit für das Lehrpersonal vor.

Wie der schottische Nachrichtensender The Scotsman berichtete, erhalten schottische Pädagog*innen einen E-Learning-Grundkurs zur Sensibilisierung für LGBT-inklusive Bildung sowie ein Toolkit mit Unterrichtsmaterialien zu Themen im Zusammenhang mit der LGBTQ+-Community. Mit der Webseite lgbteducation.scot wurde zudem eine neue Plattform mit Ressourcen zur Verfügung gestellt, die das Bildungspersonal in ganz Schottland dabei unterstützen, einen proaktiven, pädagogischen Ansatz zur Bekämpfung von Vorurteilen zu verfolgen.

Foto: AFP / POOL / Jeff J Mitchell

Während die LGBTIQ*-Fächer explizit dafür geschaffen wurden, dass die Schüler eine umfassendere Aufklärung erhalten, zielen die neuen Unterrichtsmaterialien darauf ab, den Lernalltag integrativer zu gestalten. Die auf der Plattform angebotenen Lektionen reichen von Übungen zur Diskriminierung bis hin zu einer mathematischen Aufgabe, bei der ein junges Mädchen Vatertagskarten für ihre beiden Väter kauft.

Die Integration von queeren Bildungsinhalten ist zum großen Teil auf die Bemühungen der Organisation Time for Inclusive Education (TIE) zurückzuführen. Jordan Daly, der Mitbegründer von TIE, hatte in der Schule selbst Mobbing und Vorurteile erlebt mit negativen Auswirkungen auf sein Selbstvertrauen und Wohlbefinden. TIE setzte sich beim schottischen Parlament dafür ein, integratives und inklusives Lernen landesweit zu implementieren, woraufhin die Regierung eine „LGBTI Inclusive Education Working Group“ ins Leben rief. Die Arbeitsgruppe sollte die Möglichkeiten der Vertiefung von Inklusion in Schulen untersuchen. Ein Jahr später akzeptierte die Regierung alle 33 Empfehlungen der Arbeitsgruppe (wir berichteten). Mithilfe eines integrativen LGBTIQ*-Bildungskonzepts, das queere Themen in den Lernalltag einbezieht, sollen Mobbing reduziert und die Bildungserfahrungen von queeren Kindern und Jugendlichen verbessert werden.

Daly sagte, er hoffe,

„dass diese Arbeit junge Menschen stärken und ihnen eine Chance geben wird, die ich in der Schule nicht hatte – sich wertgeschätzt, selbstbewusst und stolz darauf zu fühlen, wer sie sind“.

Regierung veröffentlicht Leitlinien

In den letzten Monaten hatte Schottland weitere Schritte unternommen, um LGBTIQ*-Schüler*innen besser zu unterstützen. Im August gab das Scotland’s Learning Directorate Leitlinien zur Förderung von Gleichstellung, Gerechtigkeit und Exzellenz in der Bildung heraus.

Die Leitlinien geben nicht nur Ratschläge für Pädagog*innen, sondern beschreiben auch Best Practices für Schulen, um Lernumgebungen für trans* Kinder sicherer zu machen. Dazu gehört, eine geschlechtsneutrale Kleiderordnungen einzuführen und trans* Schüler*innen zu erlauben, ausgewählte Namen, Pronomen und Toiletten zu verwenden. Die Empfehlungen sind nicht zwingend, sollen Schulen aber ermutigen, einen proaktiven Ansatz zu verfolgen, um Mobbing oder potenzielle Feindseligkeit gegenüber trans* Schüler*innen zu bekämpfen.

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