Gewaltsamer Tod von Zak Kostopoulos – Urteil in Athen gefallen

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Fast vier Jahre, nachdem Zacharias Kostopoulos, auch bekannt als Dragqueen „Zackie Oh“, am helllichten Tag im Zentrum von Athen zu Tode getreten worden war, verstört die Entscheidung eines griechischen Gerichts, alle vier Polizeibeamten, die an dessen Tod beteiligt waren, freizusprechen.

Im Prozess um den gewaltsamen Tod des LGBTIQ*-Aktivisten Zak Kostopoulos ist eine Entscheidung gefallen. Ein gemischtes Geschworenengericht in Athen befand den Eigentümer des Juweliergeschäfts, Spyros Dimopoulos, und den Immobilienmakler, Thanassis Hortarias, am 3. Mai der gefährlichen Körperverletzung mit Todesfolge für schuldig. Beide erhielten eine zehnjährige Haftstrafe. Der 77-jährige Dimopoulos darf seine Strafe aus Altersgründen zu Hause absitzen.

Obwohl sich drei der Geschworenen, darunter der vorsitzende Richter, auch für eine Verurteilung der Polizeibeamten ausgesprochen hatten, wurden diese mit einer Mehrheit von vier zu drei Stimmen freigesprochen. 

„Es ist unglaublich, dass trotz der Aufnahmen, die zeigen, wie die Polizei unnötige Gewalt anwendet, um Zak zu verhaften, während er sterbend am Boden liegt, noch kein Beamter zur Rechenschaft gezogen wurde. Die heutige Entscheidung ist ein weiteres Beispiel dafür, dass in Griechenland die Opfer von unnötiger Gewaltanwendung und ihre Familien ohne Gerechtigkeit dastehen“,

erklärte die Leiterin von Amnesty International Griechenland Glykeria Arapi. Der Fall habe nicht nur eine tiefgreifende Homophobie in Griechenland, sondern auch eine Kultur des „Missbrauchs und der Straflosigkeit“ in der Polizei aufgedeckt.

Auf offener Straße zu Tode getreten

Der LGBTIQ*-Aktivist war im September 2018 im Zentrum von Athen getötet worden, nachdem er versuchte, aus einem Juweliergeschäft zu gelangen, das er kurz zuvor betreten hatte (männer* berichtete). Man geht davon aus, dass Kostopoulos in dem Laden Zuflucht gesucht hatte. Die genauen Umstände ließen sich aber selbst vor Gericht nicht klären.

Weil der Besitzer gerade nicht im Laden war, wurde Kostopoulos von der automatischen Türverriegelung im Laden eingeschlossen. Er versuchte zunächst, mit einem Feuerlöscher die Scheibe einzuschlagen und kroch schließlich unter der Auslage durch ein zerschlagenes Fenster hindurch, wo er vom Ladenbesitzer und einem Immobilienmakler – der laut The Guardian später als rechtsextremer Sympathisant entlarvt wurde – bereits erwartet wurde. Die beiden Männer gingen brutal auf ihn los und traktierten ihn immer wieder mit Tritten gegen den Kopf, wie  Aufnahme von Überwachungskameras und Smartphones belegen.

Zeugen beschrieben die Szene als gleichbedeutend mit einem Lynchmord. „Es war ein Lynchmord. Anders kann man es nicht beschreiben“, sagte Philippos Karagiorgis, der versuchte, den Angriff zu stoppen, gegenüber The Guardian. „Er war … auf allen Vieren wie ein Baby und versuchte verzweifelt, durch das zerbrochene Glas des Schaufensters zu kriechen. Jedes Mal, wenn er versuchte aufzustehen, traten ihm diese beiden Männer wieder und wieder gegen den Kopf.“

Auf den Bildern der Überwachungskameras ist weiter zu sehen, wie ungeheuer brutal die Polizei bei der Verhaftung von Kostopoulos vorging, als dieser schon sterbend auf dem Boden lag. Der erst 33-Jährige erlag seinen Verletzungen, noch bevor er von Rettungskräften ins Krankenhaus gebracht werden konnte. 

Ein Symbol des Kampfes für eine Gesellschaft der Freiheit und Gleichheit 

„Zak Kostopoulos wird nicht vergessen werden“, erklärte Amnesty International Griechenland, er sei „ein Symbol des Kampfes für eine Gesellschaft der Freiheit und Gleichheit geworden“.

„Wir nehmen die Unbarmherzigkeit seines sinnlosen Todes und die Ungerechtigkeit der heutigen Entscheidung persönlich. Als Reaktion darauf werden wir unsere Anstrengungen verdoppeln, um Zaks Vision – eine Welt frei von Vorurteilen, Stigmatisierung und Rassismus –Wirklichkeit werden zu lassen.“

Foto: Ggia / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

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