Gewaltsamer Tod eines Queeraktivisten – Prozess in Griechenland gestartet

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Drei Jahre nach dem gewaltsamen Tod einer Führungsfigur der LGBTQ-Bewegung in Griechenland hat in Athen der Prozess gegen die Tatverdächtigen begonnen. Den sechs Angeklagten, darunter vier Polizisten, droht in dem am Mittwoch begonnenen Verfahren eine Höchststrafe von zehn Jahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Sie sollen den 33-jährigen Zacharias Kostopoulos am 21. September 2018 in einer Fußgängerzone im Zentrum Athens zusammengeschlagen haben (wir berichteten).

Kostopoulos war eine Ikone der griechischen Bewegung für die Rechte sexueller Minderheiten. Das für diese Bewegung verwendete Kürzel LGBTQ steht im Englischen für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und queer. Kostopoulos war als Aktivist für die Aids-Prävention und als Dragqueen „Zak/Zackie Oh“ bekannt. Der Prozess begann nach Angaben aus Justizkreisen mit Verspätung und in Abwesenheit eines der Angeklagten vor dem Strafgericht, wo mehr als 40 Zeugen vernommen werden sollen. Beobachter der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und ein Vertreter der griechischen LGBTQ-Gemeinschaft waren im Gerichtssaal anwesend, wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete.


Community fordert #justice4zakzackie

Der Fall hatte in Griechenland insbesondere in der LGBTQ-Gemeinschaft für Entsetzen gesorgt. Auch drei Jahre danach fordern viele unter dem Schlagwort justice4zakzackie auf Demonstrationen oder in sozialen Medien Gerechtigkeit für Kostopoulos. Der Prozess sollte bereits im vergangenen Jahr beginnen, wurde allerdings wegen der Corona-Pandemie verschoben. Kostopoulos war nach Angaben der Polizei von zwei Männern zusammengeschlagen worden, nachdem er versucht haben soll, in einem Juweliergeschäft etwas zu stehlen. Einer der beiden Männer ist der Besitzer des Ladens.

Kostopoulos versuchte daraufhin zu fliehen und schlug das Fenster des Geschäfts ein, um auf die Straße zu gelangen. Dort prügelten Passanten weiter auf ihn ein. Am Tatort eintreffende Polizisten schlugen demnach auch auf den bereits blutend am Boden liegenden Mann ein und legten ihm Handschellen an. Kostopoulos starb wenig später in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen.

Amnesty International hatte Kostopoulos' Tod als „Lynchjustiz“ und „Mord“ bezeichnet und die von den Polizisten ausgeübte Gewalt angeprangert. Ein nach dem Tod von „Zak/Zackie Oh“ veröffentlichtes Buch skizzierte anhand von Texten und Bildern des Verstorbenen seine Erfahrungen als Dragqueen. *AFP/lm

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