Trauer in Myanmar: Selbstmord von schwulem Studenten löst LGBTIQ*-Debatte aus

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Nachdem am Montag in Myanmars größter Stadt Yangon der schwule Student Kyaw Zin Win infolge eines Zwangs-Outings und darauf folgender Schikanen Selbstmord begangen hat, fordert die queere Community des Landes Gerechtigkeit und politische Maßnahmen. 

Foto: facebook.com/equalitymyanmar

Der Selbstmord von Kyaw Zin Win löste auch deshalb so große Anteilnahme aus, weil der 26-Jährige ihn zuvor auf Facebook-Post angekündigt hatte. Nachdem Kyaw Zin Win auf seinem Job in der Bibliothek der Yangoner Myanmar Imperial University (MIU) erst von einem Kollegen geoutet und infolgedessen gefeuert worden war, veröffentlichte er auf Facebook Screenshots von Beschimpfungen und homophoben Kommentaren, die ehemalige MIU-Mitarbeiter nach seiner Entlassung gepostet hatten, darunter Aufrufe wie „Werdet nicht alle unfruchtbar wie er“.  In einem letzten Post äußerte Kyaw Zin Win, dass er sich wünsche, nicht in einem Land wiedergeboren zu werden, „in dem die Stärkeren, die ihnen Unterlegenen unterdrücken“.

Die Nachricht von Kyaw Zin Wins Selbstmord löste weltweit Bestürzung aus und führt zu einer überfälligen Diskussion über den Umgang mit LGBTIQ* in Myanmar. In dem südostasiatischen Land ist gleichgeschlechtlicher Sex gesetzlich verboten und kann mit bis zu lebenslangen Haftstrafen bestraft werden. Im Zuge der Öffnung des Landes nach Beendung der Militärdiktatur im Jahr 2011 formiert sich erst allmählich eine kleine LGBTIQ*-Bewegung. Sie führte Anfangs des Jahres zum ersten Boat Pride auf dem Yangon River (blu berichtete), konnte bis jetzt aber nur kleine Impulse zum Abbau des weit verbreiteten LGBTIQ*-Tabus setzen. 

Die Debatte um Kyaw Zin Wins Tod trägt zu einer breiten Wahrnehmung der schwierigen Lage von LGBTIQ* in Myanmar bei, die auch vor der Politik nicht Halt macht. So fordern diverse queere Organisationen und Menschenrechtsverbände in einem öffentlichen Schreiben die MIU zur Aufarbeitung und Ahndung der Vorfälle auf, die zu dem tragischen Todesfall führten, und fordern von der Regierung Maßnahmen zur Verhinderung homophober Hetze und der Diskriminierung sexueller Minderheiten.  

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