Ukraine: Odessa Pride wieder von Neonazis attackiert

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Wie schon im letzten Jahr kam es während des Odessa Pride 2021 am 28. August in der Hafenstadt Odessa erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der ukrainischen Polizei und Mitgliedern einer rechtsextremen ultranationalistischen Gruppierung namens „Tradition und Ordnung“. Die Bilanz: 50 Neonazis festgenommen, 29 Polizisten verletzt.

„Viele hatten Angst vor einer Wiederholung der letztjährigen Veranstaltung und wollten nicht kommen“, sagte die Leiterin des Organisationskomitees des Odessa Pride 2021 Anna Leonova der Nachrichtenagentur Dumskaya in Erinnerung an die massiven Ausschreitungen während der Odessa Pride 2020.

Im vergangenen Jahr hatten Mitglieder der rechtsextremen ultranationalistischen Gruppe „Tradition und Ordnung“ die Demonstrierenden der mit Pfefferspray attackiert und mit Eiern und Flaschen beworfen. Die Beamten reagierten viel zu spät auf die Angriffe der Neonazis, es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Neonazis. Mehrere Personen wurden verletzt (wir berichteten). Vielen bleibt der Odessa Pride 2020 bis heute als „ukrainische Version von Stonewall“ in Erinnerung.

2021: Erst Pride ...

Damit sich derartige Gewaltexzesse nicht wiederholen, wurde aufgerüstet: 1.100 Polizisten und Nationalgardisten waren auf den Straßen Odessas unterwegs, um die Pride-Teilnehmer*innen vor den rund 200 bis 300 Gegendemonstrierenden von „Tradition und Ordnung“ zu schützen. Die Veranstaltung verlief zunächst auch friedlich.

.... dann Prügel

Gegen Ende der Veranstaltung versuchten die Neonazis, die Polizeisperren zu durchbrechen, um zu den Pride-Teilnehmer*innen vorzudringen. Als Polizei und Nationalgarde die Neonazi-Gruppe von den LGBTIQ*-Aktivist*innen zu trennen versuchte, wurden sie mit Tränengas attackiert, berichtete ein ukrainischer Korrespondent von Radio Svoboda. 29 Polizeibeamte/Nationalgardisten sollen den Angaben zufolge durch Tränengas oder Gasflaschen verletzt worden sein. Ob und wie viele Queeraktivist*innen verletzt wurden, ist unklar.

In der Folge ging die Polizei hart gegen die Gegendemonstranten vor: „Eine Gruppe junger Leute hat grundlos angefangen, die Polizei anzugreifen. Es ist klar, dass die Polizei geeignete Mittel eingesetzt hat, um die Straftat zu stoppen“, sagte der Polizeichef der Region Odessa, Nikolai Seminishyn. 

Die Polizei nahm mindestens 50 Personen von „Tradition und Ordnung“ fest, darunter den Ortsgruppenleiter in Odessa, Ilya Popkov. Auf sie warten Ermittlungsverfahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Massenunruhen und Rowdytum. 

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