Kiew: Rechtsextreme zerstören queere Regenbogenaktion

by

Anlässlich des internationalen Coming-out-Tages schien eine 140 Meter hohe Regenbogenflagge über die Großstadt. Dazu der Slogan: „Es ist gut, gemeinsam anders zu sein!“.  Die Verantwortlichen des KyivPride wollten damit ein Zeichen gegen den zunehmenden Queerhass, besonders in Osteuropa, setzen. 

Update, 16:30 Uhr: Inzwischen wurde die Aktion wegen Protesten rechtsnationaler Gruppen beendet. Weitere Informationen am Ende des Artikels.


Die Gulliver Mall ist eines der höchsten Gebäude der Ukraine. Das 35-stöckige Einkaufs- und Unterhaltungszentrum ist so hoch, dass man es fast überall im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt sehen kann. Vom 5. bis 11. Oktober strahlt hier nun jeden Abend eine ganz besonders wichtige Message über ganz Kiew.

In Fünf-Minuten-Intervallen blinken zwischen 18.30 Uhr und 22 Uhr die Regenbogenflagge und dazu der Slogan „Es ist gut, gemeinsam anders zu sein!“ über die riesige Fassade. Im Hintergrund das nächtliche Kiew und ein dunkler Himmel: Ein toller – und wichtiger – Anblick. Die Verantwortlichen wollen damit der wachsenden Welle der Homophobie trotzen, die sich in Osteuropa ausbreitet.

Die farbenfrohe Botschaft ist zeitlich auf den Internationalen Coming-out-Tag am 11. Oktober abgestimmt. Bei diesem Tag gehe es um Sichtbarkeit und die Macht der Stimme, so Ruslana Panuchnyk, Direktorin der NGO KyivPride.

„An diesem Tag, der für die gesamte LGBT+-Gemeinschaft wichtig ist, wollen wir noch einmal betonen, dass wir gemeinsam und unter allen Umständen, auch unter pandemischen Bedingungen und Quarantänebeschränkungen, stärker sind. Wir gehen Seite an Seite auf eine bessere Zukunft für alle zu.“


Anstieg von Rechtsextremismus und Queerfeindlichkeit

Die bunte Solidaritäts-Kampagne wird noch bedeutender, da auch die Ukraine, wie viele Teile Europas, derzeit gegen einen Anstieg von Rechtsextremismus ankämpft – in Verbindung mit einer zunehmend queerfeindlichen Stimmung.

Foto: Polizei Odessa

Letzten Monat wurde eine Pride Veranstaltung in der ukrainischen Stadt Odessa von Rechtsextremen attackiert (wir berichteten). Die Hooligans bewarfen die Queers mit Eiern und Flaschen und griffen sie mit Pfefferspray an. Die Organisatoren der Veranstaltung beklagten hinterher, die Polizei sei zu lange untätig geblieben.

KyivPride erklärte seine Hoffnung, die farbenfrohe Aktion auf der Gulliver Mall würde zu einer positiveren Diskussion über queere Rechte beitragen und die Bewohner der Stadt daran erinnern, dass es „in der Liebe keine Grenzen gibt“. 


Update, 16:30 Uhr

Zerstörte Hoffnung in Kiew

Nach Protesten rechtsnationaler Gruppen, darunter die rechtsextreme Partei National Corps, wurde die Aktion überraschend beendet. KyivPride äußerte sein Unverständnis und seine Wut darüber bei Facebook. Es sei unfassbar, dass eine kleine Gruppe Rechtsnationaler darüber entscheiden könne, wer in der Ukraine Menschenrechte habe und wer nicht. Sie erklärten:

„Die Entwicklung der europäischen Zivilgesellschaft ist nicht möglich, wenn rechtsradikale Minderheiten anderen die Regeln von Freiheit und Leben diktieren.“

Die Veranstalter planen eine Protestaktion, die am Abend des 11. Oktober auf dem Platz vor der Gulliver Mall stattfinden soll. 

Back to topbutton