Psychiatrie gegen homosexuelle Tendenzen: Papst beschließt Dublin-Trip mit Fettnäpfchen

by

Der Papstbesuch beim katholischen Familiengipfel in Dublin endet mit einem Aufschrei. Bei einer Pressekonferenz auf dem Rückflug nach Rom äußert Franziskus, dass Eltern psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen sollen, wenn ihr Kind  „bedenkliche“ homosexuelle Tendenzen zeigt

Foto: twitter.com/campaignforleo

Man muss es wohl so sagen: Wirklich richtig machen konnte der Papst bei seinem Besuch auf dem World Meeting of Families (WMOF, blu berichtete) in Dublin nichts. Sein Treffen mit Missbrauchsopfern der kirchlichen Institutionen Irlands wurde als blasse Symbolpolitik kritisiert, seine Eingeständnisse der Verfehlungen katholischer Geistlicher und die damit verbundene Bitte um Vergebung als hohles Gerede abgetan, sein Schweigen zu den jüngsten Missbrauchsvorwürfen gegen Washingtons Ex-Erzbischof Theodore McCarrick (blu berichtete) als Feigheit interpretiert. Dass der Papst beim Treffen mit Irlands schwulem Premier Leo Varadkar am Samstagnachmittag nicht auf dessen Erwähnung von Familienentwürfen gleichgeschlechtlicher Paare einging, kam bei LGBTIQ* ebenfalls nicht gut an. Andererseits hatte im Rahmen des WMOF wohl auch niemand wirklich mit konstruktiven päpstlichen Kommentaren zu den genannten Themen gerechnet. 

Umso größer war der Aufschrei in den (sozialen) Medien, als sich der Papst bei einer Pressekonferenz auf dem Rückflug nach Rom doch noch zum Thema Homosexualität äußerte. Auf die Frage eines italienischen Journalisten sagte Franziskus: „Es hat immer homosexuelle Menschen und Menschen mit homosexuellen Tendenzen gegeben.“ Wie unter anderem Associated Press in einem Live-Ticker zur Papstreise berichtete, äußerte der Pontifex weiterhin, dass Eltern ihre queeren Kinder nicht verurteilen, verstoßen oder ihre sexuelle Orientierung verleugnen sollten. Vielmehr sollten sie für sie beten, ihnen Verständnis entgegenbringen und ihnen Raum zur freien Entfaltung geben. Soweit, so versöhnlich.

Am Ende kam dann aber doch noch eine Äußerung, die für Empörung sorgte. So sagte Franziskus, dass bei kleinen Kindern, die „besorgniserregende“ Tendenzen Richtung Homosexualität zeigten, gegebenenfalls psychiatrische Hilfe in Anspruch genommen werden sollte. Eine ungeschickte Formulierung, die angesichts der aktuellen Diskussion um antischwule Konversionstherapien (blu berichtete) zu Recht kritisiert wurde, auch wenn der Papst im Anschluss nochmals betonte, dass sowohl das Ignorieren als auch das Verstoßen von homosexuellen Kindern verwerflich sei und die Entscheidung von Erwachsenen, die sich als LGBTIQ* outen, zu akzeptieren sei. 

Back to topbutton