Polen: Protest mit queeren Hochzeitsfotos

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Die Fotografin Pamela Porwen startete ein Fotoprojekt, bei dem sie bekannte queere Menschen aus Polen als Hochzeitspaare fotografierte. Die Fotos sollen im Mai ausgestellt werden. Inspiration für das Projekt waren die sich verschlechternde Situation der Community in Polen sowie die Tatsache, dass es keine rechtliche Anerkennung für gleichgeschlechtliche Paare gibt.

Foto: Pamela Porwen

Porwen fing bei den Shootings zärtliche, emotionale Momente zwischen den Lebenspartnern ein – ähnlich einem Hochzeitsshooting. Auch die Kleidung erinnert daran. Damit wollen sie und ihre Models ins Gedächtnis rufen: Gleichgeschlechtliche Paare können in Polen keine Hochzeit feiern, sie können nicht einmal eingetragene Lebenspartnerschaften eingehen.

Sportlerin Karolina Brzuszczyńska und ihre Partnerin Agnieszka Skrzeczkowska, eine bekannte Influencerin, nahmen ebenso teil wie der Politiker Paweł Rabiej, stellvertretender Bürgermeister von Warschau, und sein Partner Michał Cessanis. Auch dabei: die beiden Queeraktivisten Jakub Kwiecinski und Dawid Mycek, die sich außerhalb Polens einen Namen mit YouTube-Videos machten.

Gefragt nach den Gründen für seine Einwilligung in das Projekt erklärte Michał Cessanis:

„Als uns angeboten wurde, an dem Shooting teilzunehmen, konnte unsere Antwort nur 'Ja' lauten. Wir fordern seit Jahren die Gleichstellung der Ehe. Und wir sehen uns als Ehepaar, unabhängig davon, was irgendein Bischof, Abgeordneter oder Präsident darüber denkt. Wir wollen offiziell in Polen heiraten können, und ich glaube, dass dies bald möglich sein wird.“

Karolina Brzuszczyńska und Agnieszka Skrzeczkowska äußerten sich zu ihrer Teilnahme so:

„Unser Leben als Ehepaar unterscheidet sich nicht sehr von dem heterosexueller Menschen. Wir arbeiten, reisen, schlafen, essen, lieben und reden. Und wir vertrauen, pflegen, respektieren einander. Liebe ist Liebe, und wie alle anderen wollen wir sie genießen – die Hochzeit ist einer der besonderen Momente, an die wir uns für den Rest unseres Lebens erinnern.“

Foto: Pamela Porwen

Foto: Pamela Porwen

Foto: Pamela Porwen


Auch die Fotografin nahm Stellung zu den Gründen, die sie zum Projekt bewegten. Als einen der wichtigsten nannte Pamela Porwen die derzeitige Situation in Polen – seit letztem Jahr erklärten sich über 100 Gemeinden und Städte zur „LGBT-freien Zone“ – insgesamt machen sie mehr als ein Drittel der Landesfläche aus (wir berichteten). Porwen bezeichnete es als erschreckend, dass so etwas in diesem Jahrhundert passieren könne – und zog Verbindungen zum Zweiten Weltkrieg, der Segregation und dem Warschauer Ghetto.

Sie machte deutlich:

„Es ist traurig genug, dass wir nicht mit Europa Schritt halten und es in unserem Land keine legalisierten Partnerschaften gibt, ganz zu schweigen von der Gleichstellung der Ehe. Aber es gibt auch immer mehr Hass. Als Künstlerin bin ich damit nicht einverstanden, und ich möchte das mit meiner Arbeit thematisieren.“

Die Ausstellung soll in der Galeria Monopol in Warschau stattfinden. Die Eröffnung war für den 28. April geplant – aufgrund der Corona-Krise wurde der Termin in den Mai verschoben.

Pamela Porwens Internetseite / Instagram 

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