Respekt gegen Rufmord: Skandal um Fake-LGBT-Kampagne in Indonesien

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Die junge indonesische Partai Solidaritas Indonesia (PSI) distanziert sich von einer Plakatkampagne, auf der ihre Gründer Grace Natalie und Raja Juli Antoni mit dem Claim „Respektiert die Rechte von LGBT“ abgebildet sind. Das Perfide daran: Im Kern würde die progressive Partei dem Bekenntnis zu queeren Rechten wohl sogar zustimmen. Doch in Indonesien wäre es in dieser Deutlichkeit politischer Selbstmord

Foto: twitter.com/psi_id

Seitdem die täuschend echt aussehenden PSI-Plakate mit der Aufschrift „Hargai Hak-Hak LGBT“ („Respektiert die Rechte von LGBT“) am Mittwoch an diversen Hauptverkehrsstraßen in Jakarta aufgetaucht sind, werden sie in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert. Die Tendenz der meisten Kommentare indonesischer Bürger ist dabei bezeichnend für die Stimmung im Land. Die meisten Postings sind verächtlich und abfällig. Gleichgeschlechtlicher Sex ist zwar nur noch in wenigen indonesischen Provinzen verboten, trotzdem werden Homosexuelle von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt, was sich unter anderem in einer Umfrage von 2017 artikulierte, in der nur 32 Prozent der Befragten Gleichberechtigung für LGBTIQ* befürworteten, während 47 Prozent dagegen waren. 

Die direkten Reaktionen auf den „Respektiert die Rechte von LGBT“-Aufruf werden inzwischen allerdings von der Frage überlagert, wer hinter der besagten Plakatkampagne steckt. Zunächst äußerten User Zweifel an der Echtheit der Plakate, weil die Aussage in ihrer Direktheit nicht zur politischen Taktik der PSI passt, die sich zwar progressiv für Frauenrechte, Pluralismus und gegen Diskriminierung ausspricht, sich aber in der öffentlichen Debatte eher durch Realpolitik denn durch Maximalforderungen profiliert. Außerdem ist der Name von Parteichefin Grace Natalie auf den Bannern falsch geschrieben (ohne das e am Ende von Natalie). 

Schließlich ging PSI-Generalsekretär Raja Juli Antoni mit einer offiziellen Stellungnahme auf der PSI-Website an die Öffentlichkeit, in der er die Plakate als Fake entlarvt und schreibt:  „Wir nehmen an, dass dieser systematische Angriff von politischen Gruppen lanciert wurde, die sich vom Kampf der PSI gegen Korruption und Intoleranz angegriffen fühlen (...) Die unmissverständliche Opposition der PSI gegen Politiker, die öffentliche Gelder stehlen, und radikale Gruppen, die andere einschüchtern, scheint den schwarzen politischen Kräften des Landes Sorgen zu bereiten und sie dazu anzustacheln, unsere junge Partei zu schwächen.“

Die PSI wurde 2014 mit dem Anspruch gegründet, die indonesische Politik wieder ihrer Aufgabe, allen Bevölkerungsgruppen zu dienen, zuzuführen. Mit ihrer Opposition gegen regionale Alleingänge religiöser und politischer Gruppen hat sie sich faktisch durchaus den Kampf gegen verbliebene Verbote von gleichgeschlechtlichem Sex im Land auf die Fahne geschrieben, die von der Übermacht religiöser Gruppen herrühren. Diese LGBTIQ*-Agenda aber zum Kernanliegen zu erklären, wäre in Indonesien wohl politischer Selbstmord. 

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