Schwule Männer in Indonesien mittels Pornoparagraph verurteilt

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Ernüchterung nach Hoffnungsschimmer: Während Indonesiens Verfassungsgericht am Donnerstag die Kriminalisierung von schwulem Sex ablehnte, sickert nun durch, dass am gleichen Tag zehn Männer, die im Mai bei einer Gay-Spa-Razzia in der indonesischen  Hauptstadt Jakarta verhaftet worden waren, zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Die Urteile wurden mit Verstößen gegen das Pornografiegesetz gerechtfertigt, bestätigen aber dennoch den antischwulen Kurs, der sich in Indonesien in den letzten Monaten durchgesetzt hatte. 

Foto: Pixabay

Von vielen war das Verfassungsgerichtsurteil als Hoffnungsschimmer nach einer langen Reihe von Negativmeldungen interpretiert worden. Dabei hatten die Richter einen Antrag abgelehnt, der das gesetzliche Verbot von außerehelichem und gleichgeschlechtlichem Sex forderte. Endlich mal ein positives Signal für die LGBTIQ*-Community des Landes, die seit Anfang des Jahres zunehmenden Repressalien durch Razzien und Verhaftungswellen ausgesetzt war (blu berichtete). Angesichts neuer Meldungen scheint das Urteil aber keine Revidierung des antischwulen Kurses der vergangenen Monate zu sein, sondern vielmehr den bigotten Kurs zwischen indirekter Schikane auf der einen und offizieller Akzeptanz auf der anderen zu verdeutlichen. Denn wie jetzt durchsickerte, wurden gleichzeitig an einem anderen Gericht in Jakarta zehn Opfer einer Razzia verurteilt, die im Mai im schwulen Saunaclub Atlantis stattgefunden hatte. Das berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press. 

Die verhängten Gefängnisstrafen liegen zwischen zwei und drei Jahren. Vier Männer, die das Atlantis geleitet hatten, bekamen drei Jahre, vier weitere Angestellte des Saunaclubs (Stripper, ein Fitnesstrainer und ein Sicherheitsmann) zwei Jahre. Auch zwei Gäste, die laut Polizei in der Öffentlichkeit Oralsex praktiziert haben sollen, bekamen „nur“ zwei Jahre. Dass sich die Urteile auf die scharfen Anti-Pornografie-Gesetzen Indonesiens berufen, sehen Aktivisten als vorgeschobenes Argument. Nicht zuletzt deshalb, weil „Unzuchtgesetze“ auch in anderen Ländern immer wieder als Vorwand für Razzien in der Homoszene genommen werden (blu berichtete). Laut Associated Press wurden seit Mai 140 LGBTIQ* in Indonesien verhaftet.

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