Puerto Rico: Mord an Transfrau wird zum Politikum

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Neulisa Luciano Ruiz, Spitzname Alexa, war in ihrer Heimatstadt Toa Baja sehr bekannt. Sie war obdachlos, transgender, sie fiel auf. Oft wurden in sozialen Netzwerken Fotos von ihr veröffentlicht, sie wurde verspottet. Am Montag wurde sie erschossen – nur Stunden, nachdem in sozialen Netzwerken ein Aufruhr entstand, weil eine Kundin eines Fastfood Restaurants die Polizei gerufen hatte. Der Grund: Alexa hatte die Damentoilette benutzt, die Kundin behauptete, sie sei von ihr beobachtet worden. 

Als besagte Kundin erfuhr, dass Alexa obdachlos war, verzichtete sie auf eine Anzeige. Der Fall wurde trotzdem publik. Nur Stunden später, am frühen Montagmorgen, war Alexa tot. Ermordet. Nach der Tat wurde ein Video auf YouTube hochgeladen, auf dem die Hinrichtung zu sehen sein soll. Die Puerto-ricanische Polizei gab am Dienstag bekannt, dass sie Tipps erhielten, denen zufolge vier Jugendliche für den Mord verantwortlich sind.


Gouverneurin verurteilt Tat

Die Gouverneurin von Puerto Rico, Wanda Vázquez, bezeichnete die Tat als traurig und grausam. Sie machte deutlich, dass es sich hierbei zweifellos um Gewalt gegen Frauen handle. Und sie, ehemalige Spitzenanklägerin der Insel, versprach die Untersuchung des Mordes als Hassverbrechen. 

Auch Elizabeth Warren, derzeit im Wahlkampf um den Platz als Spitzenkandidatin der Demokraten für die nächste Präsidentschaftswahl, drückte via Twitter ihr Mitgefühl und ihre Wut aus. Die Epidemie breite sich aus, erklärte Warren. Man müsse alle zur Verfügung stehende Macht darauf verwenden, die Gewalt an PoC-Transfrauen zu beenden. In den USA stellen sie mit Abstand die höchste Gruppe der Opfer von Hate crimes und Morden an Mitgliedern der Queercommunity. 


Ist religiöser Fundamentalismus schuld?

Puerto Rico, der kleine Inselstaat in der Karibik, ist das größte und bevölkerungsreichste US-amerikanische Außengebiet. Auch in dem Freistaat gab es in den letzten Jahren positive Entwicklungen für queere Menschen. Aktivisten und Politiker sehen jedoch in fundamentalistischen Gruppen und ihren Führern ein großes Problem für den Fortschritt und die Akzeptanz.

Pedro Julio Serrano, ein bekannter Queeraktivist aus San Juan, sprach in einem Statement auf seiner Webseite von einer Hetzjagd auf Neulisa Luiciano Ruiz. Er verlangte, dass das Verbrechen als Hate crime gewertet werden müsse. Außerdem ging er hart mit den Medien ins Gericht, die falsche Pronomen verwendeten und eine Transfrau als „Mann, der als Frau verkleidet ist“ bezeichneten. Und weiter:

„Darüber hinaus müssen wir die Hassrede der fundamentalistischen Gruppen anprangern, die ein Klima gefördert haben, in dem eine Transperson nur wegen der Benutzung einer Toilette verfolgt und ermordet wird“

Thomas J. Bryan, ein Anwalt, der sich jahrelang mit der Problematik auseinandersetzte, erklärte gegenüber der New York Times, ein geschlechtsspezifischer Lehrplan für öffentliche Schulen wurde nach dem Widerstand dieser religiösen Führer gestoppt. Hier sieht auch er eine Gefahr für die Zukunft der Toleranz in dem Land. Er machte deutlich:

„Das Problem in Puerto Rico kommt von einer Gruppe fundamentalistischer religiöser Führer, die gegen jede progressive Idee zur Lösung einer solchen Situation sind. Das ist es, was diese Intoleranz an die Öffentlichkeit bringt, diese Art von Homophobie.“

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