Queere Türken zeigen Erdoğan, dass sie sich nicht unterdrücken lassen

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Eine Woche nach der Wiederwahl des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hat die LGBTIQ*-Szene in Istanbul ein Zeichen gegen dessen autoritär-homophobes System gesetzt. Trotz des Verbots des Gay Prides demonstrierten Hunderte in Istanbul

Foto: instagram.com/oswincanoise

Ursprünglich war für Sonntag eine Pride-Veranstaltung am Istanbuler Taksim-Platz geplant gewesen, doch sie wurde (wie erwartet) im vierten Jahr in Folge durch die Polizei verboten. Als Begründung wurden Sicherheitsbedenken angegeben, aber das nahm keiner der Veranstalter der Onur Haftası (Pride-Woche) ernst. Vielmehr hatte man sich schon vorher auf ein Alternativprogramm eingestellt, das die Verlesung einer Pride-Botschaft in den Straßen rund um den Taksim-Platz sowie eine Alternativ-Kundgebung in der Mis Sokak vorsah. Beides geschah am Sonntagnachmittag. Zunächst blieb alles friedlich, doch am frühen Abend rückten Polizisten an, um die Kundgebung aufzulösen. Dabei wurden laut Pride-Organisatoren elf Aktivisten festgenommen, die aber noch am selben Abend wieder freigelassen wurden. 

Der Onur Yürüyüsü (Pride-Marsch) in Istanbul ist die erste große LGBTIQ*-Veranstaltung in der Türkei, die als Reaktion auf die Wiederwahl von Präsident Erdoğan vor einer Woche und die damit einhergehende Umwandlung des bislang gültigen parlamentarischen Systems in ein Präsidialsystem zu verstehen ist. Erdoğan hat in der Vergangenheit nie einen Hehl aus seiner Gegnerschaft gegenüber LGBTIQ* gemacht (blu berichtete). Das andauernde Verbot von Pride-Events in Istanbul und anderen Städten der Türkei geht auf ihn zurück. So standen die Proteste in der Mis Sokak im Zeichen des Trotzes.  „Alışın Buradayız!“ ( „Gewöhn dich dran!“) war ein häufig gehörter Schlachtruf an diesem Tag. Er war als Bekräftigung der Tatsache zu verstehen, dass sich die queere Szene von dem repressiven System nicht unterkriegen lassen wird und Protestkundgebungen wie die in der Mis Sokak auch in Zukunft stattfinden werden  egal ob sie genehmigt werden oder nicht.   

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