Regenbogenflaggen zu Putins Geburtstag – Pussy-Riot-Mitglieder verhaftet

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Sie feierten Putins 68. Geburtstag am 7. Oktober, indem sie Regenbogenfahnen an fünf wichtigen Regierungsgebäuden in Moskau anbrachten. Dem beschenkten, queerfeindlichen Führer des Landes scheint die Geste nicht gefallen zu haben: Mindestens vier Mitglieder von Pussy Riot wurden festgenommen – ein weiteres wurde

inzwischen zu 30 Tagen Haft verurteilt.

„Wir wählten Regenbogenfahnen als unser Geschenk an Putin als Symbol für fehlende Liebe und fehlende Freiheit.“

Der Oberste Gerichtshof Russlands, die Russische Präsidialverwaltung, die Polizeistation im Distrikt Basmanny, der Föderale Sicherheitsdienst (FSB) und das Kultusministerium – fünf der wichtigsten Gebäude Russlands wurden von den queerfeministischen Aktivist*innen anlässlich des Wiegentages des Präsidenten mit Regenbogenflaggen verziert. Diese kraftvolle Aktion hat nun Konsequenzen.

Zuerst wurde bekannt, dass ein Journalist verhaftet wurde, der über die Aktion berichtet hatte. Inzwischen weiß man: Mindestens vier Mitglieder von Pussy Riot wurden ebenfalls festgenommen. Maria Aljochina wurde am Donnerstag kurz nach ihrer Ankunft in einem liberalen Moskauer Fernsehsender, wo sie über die Aktion berichten sollte, brutal von Beamten abgeführt und in einen vor der Tür geparkten, nicht gekennzeichneten LIeferwagen geschleppt. Am selben Abend wurde auch Veronika „Nika“ Nikulschina verhaftet. 

Zwei weitere Aktivist*innen des Kollektivs, Wassili Andrianow und Elisaweta Diderich, wurden inzwischen unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Wohnungen weiterer, an der Aktion beteiligter Mitglieder von Pussy Riot wurden von der Polizei aufgesucht, darunter die Wohnung von Sascha Sofejew.

Am Abend des 9. Oktober gab Pussy Riot auf Facebook bekannt, dass Sofejew von einem Bezirksgericht zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt wurde. Ihm wird zur Last gelegt, wiederholt gegen das Versammlungsrecht verstoßen zu haben, so eine Anwältin des Aktivisten. Die Aktion zu Putins Geburtstag wurde bei dem Urteil als ungenehmigter Protest gewertet. Sofejew will in Berufung gehen.

Pussy Riot forderte alle Anhänger auf, unter dem Hashtag #FreeSofeev Solidarität für den Aktivisten zu zeigen. Regenbogenflaggen seien kein Verbrechen, so die Vereinigung.


Pussy Riot fordert Untersuchungen der Morde an Queers in Tschetschenien

Ein Geschenk mit Forderungen: Nachdem Pussy Riot die Regenbogenfahnen angebracht hatte, veröffentlichten sie auf Facebook eine Liste mit Forderungen an Wladimir Putin, um das Leben der russischen Queercommunity zu verbessern. 

Zu den sieben Forderungen zählen die Einführung von zivilen Partnerschaften sowie Gesetzen, die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und der sexuellen Orientierung verbieten würden. Man wünscht sich ja sonst nichts: Außerdem soll das „Schwulenpropaganda-Gesetz“ abgeschafft und Putins Geburtstag zu einem nationalen LGBT+-Feiertag erklärt werden. 

„Der Staat sollte sich nicht in das Leben der LGBTQ-Gemeinschaft einmischen. Wenn er es aber tut, dann kann die Gemeinschaft in das Leben des Staates eingreifen.“

Zudem forderten sie Putin auf, die geplante Verhaftung schwuler Väter in Russland zu unterlassen (wir berichteten), sowie eine umfassende Untersuchung der Morde und Entführungen von Queers in Tschetschenien einzuleiten. Der für die eklatanten Menschenrechtsverletzungen in der russischen Teilrepublik im Nordkaukasus verantwortliche Ramsan Kadyrow gilt als wichtiger Verbündeter von Putin. Zuletzt soll er einen Jugendlichen, der ihn online kritisiert hatte, zur Selbstvergewaltigung vor der Kamera gezwungen haben (wir berichteten). 

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