Schwuler Hoffnungsträger der Parlamentswahlen in Polen fordert Sexualaufklärung an Schulen

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Die einen sehen in Robert Biedroń den Emmanuel Macron Polens, die anderen den Heilsbringer, der das Land vom rechten Regime der PiS befreien kann. Bei den Parlamentswahlen 2019 tritt er mit seiner eigenen Bewegung an. Für ein liberales Polen!

Foto: facebook.com/RobertBiedron

„Es ist an der Zeit, eine wirksame Alternative zu schaffen. Ich will ein Polen, in dem niemand zurückgelassen wird.“ Mit diesen Worten kündigte Robert Biedroń Anfang September an, dass er sich der politischen Erneuerung seiner Heimat widmen will. Konkret meinte der 42-Jährige Publizist und ehemalige Bürgermeister von Słupsk damit, dass er bei den Parlamentswahlen im Herbst 2019 mit seiner eigenen Partei antreten und damit der „Arroganz“, der  „Rückwärtsgewandtheit“ und dem „fortschreitenden Chaos“, mit dem die derzeitige Regierungspartei PiS Polen in die Isolation führe, den Kampf ansagt. Ein mutiger Schritt. Doch Biedroń weiß, was er tut. Als Bürgermeister von Słupsk hat er sich große Popularität erworben, als Autor diverser Bücher ist er landesweit bekannt.

Für seinen offenen Umgang mit seiner Homosexualität wurde Biedroń zu Beginn seiner politischen Karriere häufig angegriffen, letztendlich hat er ihm aber nicht wirklich geschadet. Seine eigene Beliebtheit ist für ihn somit auch ein Zeichen dafür, dass die polnische Bevölkerung viel progressiver und toleranter ist als die rechtskonservative PiS es nach außen erscheinen lässt. „Die Polen sind bereit für registrierte gleichgeschlechtliche Partnerschaften, für mehr Rechte für die Frauen. Aber die Politiker sind noch im Mittelalter“, äußerte Biedroń kürzlich gegenüber der österreichischen Tageszeitung Die Presse. Dieser Meinung verleiht er nun Nachdruck, indem er auf das Verbot eines LGBTIQ*-Aufklärungstages reagiert, mit dem die amtierende Bildungsministerin letzte Woche Schlagzeilen gemacht hatte (blu berichtete). In einem Tweet schrieb Biedroń heute: „Leider gibt es in Polens Schulen derzeit keine fundierte Sexualaufklärung. Probleme werden unter den Teppich gekehrt. Es wird Zeit, das zu ändern.“

Dass seine Bewegung noch nicht einmal einen Namen und ein festes Parteiprogramm habe und in Umfragen trotzdem schon bei 8 Prozent liegt, sieht Biedroń als Ansporn weiterzumachen. In seinem letzte Woche erschienenen Debattenbuch „Nowy rozdział“ ( „Neues Kapitel“) stellt er in punkto Parteiprogramm die Weichen für ein liberales Polen. Der Mehrung seiner Bekanntheit dürfte das Erscheinen des hochaktuellen 250-Seiten Wälzers zuträglich sein.

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