Schwule Löwen werden zum Politikum

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Löwen, die in der Wildnis beim gleichgeschlechtlichen Sex fotografiert werden, sind nichts  wahnsinnig Ungewöhnliches. An der Tatsache, ob sowas wirklich mit Homosexualität oder mit äußeren Umständen zu tun hat, scheiden sich die Geister der Wissenschaftler. Politiker interessiert es in der Regel weniger. Doch in Kenia sah sich jetzt Ezekiel Mutua, Vorsitzender des Kenya Film Classification Board (KFCB), genötigt, auf ein schwules Löwen-Foto des britischen Wildlife-Fotografen Paul Goldstein mit einem Aufschrei der Entrüstung zu reagieren. Damit ruft er in den sozialen Medien allerdings vor allem Solidaritätsbekundungen mit den Tieren hervor.

Foto: Paul Goldstein / Daily Mail

Es fing damit an, dass die Daily Mail Fotos von Tierfotograf Paul Goldstein veröffentlichte, die zwei einander begattende männliche Löwen im kenianischen Nationalpark Masai Mara zeigten, und dazu titelte: „Er ist mein Mähnen-Mann: Schwule Löwen beim raren Austausch von Zuneigung in der Öffentlichkeit gesichtet“. Darauf folgte ein harmloser Artikel, der die Seltenheit betonte, dass Löwen überhaupt beim Akt beobachtet werden, und die Besonderheit des betreffenden Fotos herausstellte, die darin bestand, dass beide Löwen männlich waren und die gezeigte Begattung ungewöhnlich lange gedauert habe.

Die Meldung wurde in den sozialen Medien geteilt und erregte über eine Nachricht in den Nairobi News das Aufsehen von Ezekiel Mutua. In seiner Funktion als Vorsitzender des Kenya Film Classification Board und „leidenschaftlicher Kreuzritter der Moral“ sah sich Herr Mutua genötigt, auf die Schlagzeile mit zwei Warnrufen zu reagieren. Der erste lautete:  „Wissenschaftler sollten dieses bizarre Verhalten untersuchen. Wie beim Menschen dient Sex der Fortpflanzung.“ Die zweite: „Wenn unsere Löwen mit homosexuellem Verhalten anfangen, bedeutet das mit Sicherheit das Ende der tierischen Spezies“.

Auf Nachfrage der Nairobi News äußerte Mutua zusätzlich die Theorie, dass die Löwen durch den negativen Einfluss schwuler Menschen zu ihrem Verhalten getrieben wurden:  „Sie müssen sich das irgendwo abgeguckt haben. Oder sie sind des Teufels.“ Mit diesen kruden Theorien erregte der Politiker große Belustigung in der Internet-Gemeinde. Unter dem Hashtag #GayLions hagelt es Solidaritätsbekundungen mit den schwulen Löwen und Absagen an die Demagogie des Moralkreuzritters. Mutua hatte in der letzten Woche zusätzlich Schlagzeilen gemacht, weil er die Disney-Serie „Andi Mack“ aufgrund ihrer queeren Inhalte in Kenia verbot. 

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