Wie Fidel Castro LGBTs verfolgte

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Fidel Castro war bis zum 19. Februar 2008 Präsident und Oberbefehlshaber von Kuba. Der kubanische Revolutionär ist nun im Alter von 90 Jahren gestorben, was zu einer Debatte über seine Zeit an der Macht führte, welche auch die Verfolgung und den Mord von LGBTIQ* umfasst. 

Homosexuelle wurden als konterrevolutionär betrachtet und Homosexualität wurde als eine „inkompatible Abweichung von der Revolution" durch Castros Regime erklärt. LGBT Menschen, vor allem schwule Männer, wurden routinemäßig ohne Anklage ins Gefängnis gesteckt oder wenn es zu einem Prozess kam wurde dieser durch den Staat gelenkt.

Kubanische Umerziehungslager – die UMAPs

Im Jahre 1965 errichtete das Regime Gefängnislager, die als Militäreinheiten (UMAP) bekannt sind. In diesen wurden Homosexuelle, Zeugen Jehovas und andere „unerwünschte Völker", die mit der kommunistischen Ideologie nicht im Einklang standen, eingesperrt. Viele erhielten falsche Telegramme, die sie angeblich zum Antritt Ihres Militärdienst aufforderten. Sie mussten an einem bestimmten Ort erscheinen, wo sie dann in Züge, Lastwagen und Busse verfrachtet wurde und mit wenig Nahrung und Wasser in die Lager geschickt würden. Berichte von Menschen, die diese Ära erlebt und überlebt haben schildern, dass die Polizei auch Menschen auf den Straßen, „verweichlichte" Männer, oder „Hippies" jagt gemacht hat. Homosexuelle und Männer, die als homosexuell wahrgenommen wurden, wurden getrennt von anderen Häftlingen in den Lagern untergebracht.

Diejenigen, die die Arbeitslager erlebten, berichten, dass die Menschen dort geschlagen wurden, ihnen mit Hinrichtung gedroht wurde. Die Zeugen Jehovas betreffend wird berichtet, dass ihnen der Mund mit Schmutz gefüllt und sie bis zum Hals in den Boden eingegraben oder sie nackt draußen mit Stacheldraht gefesselt und ohne Nahrung oder Wasser bis zur Ohnmacht getrieben wurden. Insgesamt sind die Berichte bis heute nicht sehr zahlreich.

Nach einem offiziellen Staatszeitungsbericht im Jahre 1966 waren die Arbeitslager die Idee von Fidel Castro selbst, nachdem er ähnliche Beispiele bei einem Besuch in der Sowjetunion gesehen hatten. Fidel wies damals nach diesem Besuch den heutigen kubanischen Präsidenten, Raul Castro an, solche Lager auch auf Kuba einzurichten. In einem auf HBO ausgestrahlten Dokumentarfilm sagte eine Transfrau, dass sie ihr ganzes Leben lang eine Sonnenbrille tragen muss, nachdem ihre Augen und ihr Gesicht während der Inhaftierung mit Säure verätzt wurden. Bis zur Abschaffung im Jahre 1968 wurden solche Strafen über 200 Mal in den kubanischen Lagern vollstreckt.

Die extreme Unterdrückung der homosexuellen Kubaner hörte auch nicht auf, als diese Lager geschlossen wurden. Homosexuelle wurden von ihren Jobs gefeuert und sie wurden von der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei ausgeschlossen.

Viele ehemalige Lager haben unter dem Deckmantel der „militärischen Ausbildung" schwulen Männern einen Lohn pro Monat gezahlt, der gerade mal den Kosten einer Mahlzeit gleichkam. Einige, die in die Lagern geschickt worden waren, wurden von der Regierung auf ihren Ausweisen als homosexuell gebrandmarkt. Dadurch war für jeden klar, dass diese Menschen inhaftiert worden waren und es sollte ihnen dadurch die Suche nach einer Beschäftigung oder Ausbildung unmöglich gemacht werden.

Der angesehene Schriftsteller Reinaldo Arenas schrieb über die Behandlung, die er und andere schwule Kubaner im Gefängnis erlebten:

„Es war ein schmutziger Ort ohne Bad. Schwule wurden nicht wie Menschen behandelt, sie wurden wie Tiere behandelt."

Schwule Männer wurden von Castro bei öffentlichen Auftritten über Jahrzehnte als „Schwuchteln" und „Würmer" bezeichnet. Viele Künstler und Schriftsteller unterstützten zunächst die Ideen Castros und begrüßten die erwartete Freiheit einer egalitären Gesellschaft – aber kurz nach dem das Regime an die Macht kam verloren LGBT-Menschen ihre Jobs bei den Medien und ihre Publikationen wurden nicht mehr veröffentlicht. LGBT-Studenten wurden aus den Universitäten geworfen und homosexuellen Menschen der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen verboten.

Während der 1970er Jahre wurden Jungen, die als weiblich wahrgenommen wurden, dazu gezwungen, sich einer Therapie zu unterziehen, um ihr Verhalten zu ändern. Nach dem vierten Gipfel des Non-Aligned Movement (NAM) am 13. September 1973 in Algier wurden homosexuelle Handlungen schließlich im Jahr 1979 in Kuba legalisiert. Aber auch das half nicht, die Vorurteile und die staatlich sanktionierte Unterdrückung, die in den vorhergegangenen zwei Jahrzehnten ergriffen wurden, zu beenden. Während der 1980er Jahre flohen viele LGBT-Kubaner von der Insel, um in Miami und anderen Teilen der USA zu leben. Dort gab es dann auch spontane Feiern nachdem die Nachricht von Castros Tod bekannt wurde.

Es wird berichtet, dass viele dazu gezwungen wurden, Kuba zu verlassen. Es soll den Menschen mit Militärdienst wie in den früheren Arbeitslagern gedroht worden sein, wenn sie sich weigern sollten, zu migrieren.

Bis 1993 wurden Kubaner, die HIV-positiv waren, darunter viele Männer, die Sex mit Männern hatten, in Quarantäne gesteckt. Ein Beamter der Weltgesundheitsorganisation erklärte, dass es sich bei den Einrichtungen zur Quarantäne um nichts anderes handelt als „hübsche Gefängnisse". In einem Bericht von Human Rights Watch heißt es, im Jahr 1997:

„Die Regierung ... unterdrückt Homosexuelle, es wurden mehrere Nachtclubs, in denen sich vornehmlich Homosexuelle treffen, gestürmt und dutzende homosexuelle Besucher misshandelt und inhaftiert."

Es gibt Berichte darüber, dass diejenigen, die LGBT-Locations und Treffpunkte besucht haben verhaftet, verurteilt, oder mit Gefängnis bedroht und sogar von Polizeibeamten bis zum Ende der 90er Jahre geschlagen wurden.

Deutliche Verbesserungen 

Die Tochter des derzeitigen Präsidenten Raul Castro und Nichte von Fidel Castro, war ein starker Befürworter von LGBTIQ*-Rechten. Mariella Castro Espin stimmte sogar gegen eine Gesetzesvorlage wegen mangelnden Schutzes der Geschlechtsidentität. 

In den letzten Jahren kam es auch ihr zu verdanken zu einer bedeutenden Veränderung der Regierungspolitik in Kuba. Mittlerweile ermöglicht Kubas qualitativ wirklich hochwertiges Gesundheitssystem die kostenlose Geschlechtsumwandlung und bietet ein qualitativ hochwertiges Angebot an Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit HIV an.

Fidel übernahm Verantwortung

In einem Zeitungsinterview im Jahr 2006 übernahm Castro die Verantwortung für die Verfolgung von LGBT-Menschen und sagte:

„Wenn jemand verantwortlich ist, bin ich es."

Castro sagte, er habe dem Thema Homophobie nicht genügend Aufmerksamkeit zukommen lassen: „Als wir systematisch sabotiert wurden, gab es bewaffnete Angriffe gegen uns, wir hatten zu viele Probleme."

Herb Sosa, ein kubanischer Amerikaner, der die in Miami ansässige LGBT-Gruppe Unity Coalition leitet, sagte der Washington Blade:

„Ich würde niemals glücklich sein, wenn jemand stirbt. Aber die lang erwartete Verabschiedung eines der Castro-Monster, der so vielen Kubanern fast sechs Jahrzehnte der Unterdrückung, des Schmerzes und des Todes auferlegt hat, bringt einen gewissen Abschluss für viele mit sich."

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