Premiere in Taiwan: Zwei lesbische Paare bei militärischer Massenhochzeit

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Premiere in Taiwan: An der diesjährigen Massenhochzeit des taiwanesischen Militärs nahmen erstmals auch zwei homosexuelle Paare teil. Neben 186 weiteren Armeeangehörigen gingen Leutnant Chen Ying-xuan und Major Wang Yi mit ihren Partnerinnen den Bund fürs Leben ein. Die Zeremonie fand am 30. Oktober statt, einen Tag vor der jährlichen LGBTIQ*-Parade in Taipeh, der Taiwan Pride, die in diesem Jahr auch online besucht werden kann. 

Massenhochzeiten gehören in Taiwan zu den Highlights des Jahres und werden von den Medien wie auch von der Bevölkerung mit großem Interesse verfolgt. So waren auch diesmal schon im Vorfeld Dutzende Hochzeitsfotos von den insgesamt 188 Paaren zur Abstimmung auf Facebook veröffentlicht worden. Ein Paar hatte es den Leuten ganz besonders angetan: Das Foto von Wang Yi und Meng You-mei erhielt auf Facebook mehr als 34.000 Likes.

Taiwans Armee gab in einer Erklärung bekannt, die Einbeziehung gleichgeschlechtlicher Paare in die diesjährige Zeremonie spiegele die „aufgeklärte [und] progressive“ Haltung des Militärs wider. Jedes Paar erhalte – unabhängig von seiner sexuellen Orientierung – den militärischen Segen: „Unser Land ist das erste in Asien, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, und das Ministerium segnet auch gleichgeschlechtliche Soldaten, die heiraten.“

Die Eltern von Meng You-mei kamen leider nicht zur Feier, Wang Yis Eltern aber unterstützten das Paar. „Ich denke wirklich, dass dies ein großer Durchbruch für das Militär ist“, sagte die Mutter von Wang Yi gegenüber AP.

„Für heterosexuelle Paare mag es vielleicht nur ein Stück Papier sein, aber für homosexuelle Paare es ist sehr wichtig. Wenn sie krank sind oder sich einer größeren Operation unterziehen müssen, dann sind sie nichts, wenn sie das Papier nicht haben. Sie können keine Entscheidung treffen.“

LGBTIQ*s in Taiwan

Bei der letztjährigen Zeremonie des Militärs sollten eigentlich auch drei homosexuelle Paare heiraten. Aufgrund des „sozialen Drucks“ hatten sie sich aber schlussendlich anders entschieden. Das zeigt, dass die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe vor 18 Monaten nicht ganz reibungslos vonstattengegangen ist. 

Im Jahr 2017 entschied Taiwans Verfassungsgericht, dass gleichgeschlechtliche Paare das Recht haben, legal zu heiraten. Doch weil die Mehrheit der Taiwanesen die Gleichstellung der Ehe ablehnte und es zu öffentlichen Gegenreaktionen kam, entschied man sich, an der bestehenden Definition der Ehe nichts zu ändern und stattdessen ein spezielles Gesetz für gleichgeschlechtliche Ehen zu erlassen (wir berichteten). Rund 4.000 homosexuelle Paare haben sich seither das Ja-Wort gegeben.

De facto bedeutet das, dass gleichgeschlechtliche Paare einigen Einschränkungen ausgesetzt sind. Taiwanesen, die Ausländer*innen des gleichen Geschlechts heiraten möchten, können dies nur tun, wenn das Heimatland ihres Partners auch die Gleichstellung der Ehe rechtlich anerkennt. Darüber hinaus haben homosexuelle Ehepaare haben zwar die gleichen Erb- und Besuchsrechte wie heterosexuelle Paare und werden auch steuerlich gleichbehandelt, doch bei der Adoption genießen sie keine volle Gleichheit. Homosexuelle Ehepaare dürfen nur dann ein Kind adoptieren, wenn dieses mit der Ehepartnerin/dem Ehepartner genetisch verwandt ist.

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