Israel: Partner eines gefallenen Soldaten beklagt Ungleichbehandlung

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Der israelische Unteroffizier (a.D.) Sagi Golan wurde am 7. Oktober bei der Verteidigung des Kibbutzes Be'eri getötet, wenige Tage, bevor er seinen Partner Omer Ohana heiraten konnte. Dieser macht der Armee nun Vorwürfe: Sie habe die Angelegenheit ignoriert und ihn nicht als Partner des gefallenen Soldaten anerkannt.

Foto: Facebook / Israel in Deutschland

Als die Hamas am 7. Oktober ihren Terroranschlag im Süden Israels begann, wartete Sagi Golan, Reserve-Kommandeur einer Eliteeinheit zur Terrorismusbekämpfung, nicht auf seine Einberufung, sondern meldete sich sofort zum Dienst und eilte ohne zu zögern nach Be'eri, um Leben zu retten und Familien im Kibbutz zu schützen.

Sagi, der nur zwei Wochen später seinen Partner Omer Ohana heiraten wollte, führte ein Team an, das den Auftrag hatte, Geiseln zu befreien, die von der Hamas im Kibbuz Be'eri festgehalten wurden. Bei der Evakuierung der Verwundeten kam Sagi auf tragische Weise ums Leben.

Obwohl durch sein Eingreifen viele Leben gerettet wurden, erkannten die Israel Defense Forces (IDF) seinen Partner Omer Ohana nicht als Verlobten und zukünftigen Ehemann von Sagi Golan an. Die Armee entschied sich, die Angelegenheit zu ignorieren. Omer berichtete gegenüber Times of Israel, dass der Soldat, der die bittere Nachricht überbringen sollte, nicht daran gewöhnt war, sich mit schwulen Paaren zu treffen, und auch Wert darauf legte, dies zu sagen.

Auf dem Formular, das Omer unterschreiben sollte, war kein Platz für einen männlichen Partner. „Ich habe um etwas gebeten, und sie sagten, ich müsse seine Eltern fragen“, erinnert sich Omer. „Es hat mich so wütend gemacht. Ich war derjenige, der ihn liebte. Aber ich werde nicht berücksichtigt. Und er wurde nicht berücksichtigt.“

Schwuler Knessetsprecher fordert Anerkennung queerer Soldat*innen

Foto: Indranil Aditya / NurPhoto / NurPhoto via AFP

Wie Ynetnews berichtet, wandte sich Knessetsprecher Amir Ohana nach der Kritik von Omer Ohana an Verteidigungsminister Yoav Gallant und betonte, dass Soldat*innen aus der LGBTIQ*-Community, die während ihres Militärdienstes fallen, nicht geächtet werden dürfen. Ohana – der er im Dezember 2015 als erstes offen schwules Mitglied der Likud-Partei in die Knesset einzog – erklärte, er habe mehrere Beschwerden von queeren Soldaten erhalten, die befürchteten, dass der Staat sie im Falle des Falles ungerecht behandeln könnte.

„In dieser schwierigen Zeit, in der sich die IDF-Soldaten und Sicherheitskräfte auf einen harten und langen Kampf gegen Israels Feinde vorbereiten, sind auch LGBTIQ*-Soldaten darunter“, schrieb Ohana an Gallant. „Einige haben sich an mich gewandt, weil sie sich Sorgen machen, dass sie ungerecht behandelt werden könnten.“ Es sei wichtig, so Ohana,

„die Selbstverständlichkeit zu betonen, dass zwischen einem Leben und einem anderen kein Unterschied gemacht wird und es keinen Unterschied gibt, wenn es um die Rechte geht, die das Gesetz unabhängig vom Kontext gewährt“.

Ohana erwähnte jedoch nicht, dass der Staat Israel die Ehe von Sagi und Omer nicht anerkannt hätte, wenn die beiden auf israelischem Boden geheiratet hätten. Israel erkennt nämlich nur im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen an. In Israel selbst ist die Ehe für alle nicht legal.

Oppositionsführer fordert Ehe für alle

Auch Jair Lapid, Oppositionsführer und Vorsitzender der liberalen Partei „Jesch Atid“ (יש עתיד, Es gibt eine Zukunft) meldete sich zu Wort und forderte, der Staat Israel müsse,

„Omer genauso behandeln wie jeden anderen Partner eines gefallenen Soldaten. Wenn Sagi mutig genug war, sein Leben für sein Land zu geben, verdient er es, dass sein Land die Entscheidung seines Herzens respektiert, ihm erlaubt, ein Kind in die Welt zu setzen und es mit Liebe zu umarmen. Ich verspreche dir, Omer, ich werde an deiner Seite stehen“.

Foto: Stefano Lorusso / NurPhoto / NurPhoto über AFP

Trauriges ‚Happy End‘: Gleiche Rechte für queere Soldat*innen

Nach dem Druck der Öffentlichkeit bestätigte das israelische Verteidigungsministerium am Nachmittag des 23. Oktober, dass gleichgeschlechtliche Partner*innen von im Krieg gefallenen IDF-Soldat*innen Anspruch auf die gleichen Leistungen haben wie andere Familien.

In einer Antwort auf die Anfrage von Knessetsprecher Amir Ohana schrieb Verteidigungsminister Yoav Gallant, dass „unsere moralische Schuld gegenüber der Hinterbliebenenfamilie enorm ist und wir keinen Unterschied zwischen Religion, Rasse, sexueller Orientierung oder anderen Faktoren machen. Das Verteidigungsministerium legt die Familiengesetze gefallener Soldaten so aus, dass sie auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten.“

Zusätzlich zur Erklärung des Verteidigungsministeriums veröffentlichte Gallant laut Times of Israel eine Erklärung, in der er betonte: „Als Land und als Gesellschaft haben wir ein tiefes und wichtiges Engagement für die gefallenen Soldaten des Verteidigungssystems und ihre wertvollen Familien.“

„So wie weibliche und männliche IDF-Soldaten Seite an Seite dienen und aufgerufen sind, ihr Leben für die Verteidigung des Landes zu geben, ohne Rücksicht auf ihre Religion, Rasse, Geschlecht oder sexuelle Orientierung, so wird es auch bei ihrem Tod sein.“

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