Vereinigte Methodistenkirche: Scheidung wegen Ehe?

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Die amerikanische „United Methodist Church“ (UMC) ist weit weniger vereint, als ihr Name vermuten lässt. Unüberbrückbare Differenzen in Homofragen haben zu einer Trennungsvereinbarung geführt. Der Kirche steht die Spaltung, ein Schisma, bevor.

Eine Gruppe von Kirchenführer*innen der „United Methodist Church“ (UMC), der zweitgrößten protestantischen Konfession in den Vereinigten Staaten, kündigte an, sich aufzuteilen. Geplant ist, dass der konservative Flügel aus der UMC austreten und eine eigene „traditionell-methodistische“ Kirche gründen wird, in der die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Priesterweihe für Homosexuelle weiterhin verboten sind. Der verbleibende liberale Flügel hingegen will beides freigeben. 

Wegen „grundlegender Unterschiede“ hinsichtlich queerer Themen gab es in der UMC seit Jahren immer wieder Spannungen und Streit (wir berichteten). Im Februar 2019 verschärfte sich der Konflikt zwischen den beiden Flügeln, als sich die Befürworter*innen der traditionellen Auslegung im Umgang mit Homosexualität auf der jährlichen Generalkonferenz der Methodisten mit 53 zu 47 Prozent durchsetzten. In der beschlossenen Resolution hieß es:

„Die Ausübung von Homosexualität steht nicht in Übereinstimmung mit der christlichen Lehre.“ 

Liberale intolerant gegen homophobe Bibelauslegung

Diese Entscheidung wollten viele liberalere Mitglieder*innen der UMC nicht akzeptierten – der Konflikt eskalierte. Bischof Cynthia Fierro Harvey aus Louisiana sagte gegenüber der New York Times, dass zwar noch versucht wurde, „nach Wegen zu suchen, wie wir mit all unseren Unterschieden würdevoll zusammenleben können“. Nach der letzten Konferenz hätte es aber bereits so ausgesehen, „als wäre das überhaupt nicht mehr möglich“.

In den folgenden Monaten kamen Bischof Harvey und 15 andere Vertreter der Kirche in einem informellen Ausschuss zusammen. Nach zähen Verhandlungen stellte sich die formale Spaltung in zwei Konfessionen als einzig gangbarer Weg heraus,

„damit jeder Teil der Kirche seinem theologischen Verständnis treu bleibt und gleichzeitig die Würde, Gleichheit, Integrität und den Respekt eines jeden Menschen anerkennt.“

Die Details der Trennungsvereinbarung sind im „Protocol of Reconciliation & Grace Through Separation“ (Protokoll der Versöhnung und Gnade durch Trennung) enthalten, das am 3. Januar 2020 veröffentlicht wurde. Auf der kommenden Generalkonferenz im Mai 2020 soll endgültig darüber entschieden werden. Die ersten Reaktionen nach der Ankündigung deuten aber sowohl im konservativen als auch im liberalen Lager schon jetzt auf ein bevorstehendes Kirchen-Schisma hin.

Die UMC verzeichnet weltweit rund 13 Millionen Mitglieder*innen. In den Vereinigten Staaten ist sie nach der Southern Baptist Convention die zweitgrößte protestantische Kirche.

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