Gen Z: Jede*r Fünfte queer!

Eine neue Studie zeigt, dass sich etwas mehr als sieben Prozent der Menschen in den USA als LGBTIQ* bezeichnen. Die Verteilung auf die verschiedenen Altersgruppen unterscheidet sich dabei aber deutlich und lässt eine Entwicklung erkennen: Bisexualität!

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Wie eine neu veröffentliche Studie zeigt, bezeichnen sich etwas mehr als sieben Prozent der Menschen in den Vereinigten Staaten als LGBTIQ*. Die von Gallup durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass nach einem leichten Anstieg in den Jahren 2020 und 2021 die Erwachsenen in den USA, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder anders als heterosexuell identifizieren, im letzten Jahr 7,2 Prozent der Bevölkerung ausmachten. 

Die Daten basieren auf Telefonumfragen aus dem Jahr 2022, die Interviews mit mehr als 10.000 Erwachsenen umfassten, wobei sie verschiedene Identitäten wählen konnten. Im Vergleich dazu gaben 86 Prozent der Erwachsenen in den USA an, heterosexuell zu sein, während weitere 7 Prozent die Frage nicht beantworten wollten. Mehr als die Hälfte der LGBTIQ*-Befragten gaben an, bisexuell zu sein, womit dies die häufigste Identität innerhalb der queeren Bevölkerung Amerikas ist. Das entspricht 4,2 Prozent aller Erwachsenen in den USA. Von den 7,2 Prozent ist etwa einer von fünf Erwachsenen schwul, einer von sieben gibt an, lesbisch zu sein, und etwas weniger als einer von zehn bezeichnet sich als trans.

Megatrend1) Bi*sexualität

Foto: Sam Edwards / Caia Image / Science Photo Library / AFP

Die Zahlen von Gallup zeigen, dass Erwachsene der Generation Z – Menschen, die zwischen 1997 und 2004 geboren wurden – mit größerer Wahrscheinlichkeit LGBTQ+ sind als ältere Generationen. In den USA fühlen sich 19,7 Prozent der Generation Z als LGBTIQ*. Bei den Millennials liegt diese Quote bei 11,2 Prozent und bei noch älteren Generationen bei 3,3 Prozent oder weniger. Die Generation Z identifiziert sich auch am ehesten als bisexuell, was sich außer in den USA in den Daten aus dem Vereinigten Königreich widerspiegelt: 13,1 Prozent geben an, bisexuell zu sein, 3,4 Prozent identifizieren sich als schwul, 2,2 Prozent als lesbisch und 1,9 Prozent als transsexuell. In Deutschland wurde die letzte umfassende Befragung zu diesem Thema 2017 von Emnid im Auftrag von YouGov durchgeführt. Danach bezeichneten sich bei einer Stichprobe von 30.467 Personen sieben Prozent der Bevölkerung als „homosexuell, bisexuell oder sonstiges“.

Die Ergebnisse von Befragungen dieser Art hängen stark vom Grad der Anonymisierung ab, denn nicht geoutete Queers werden sich in einer Face2Face Befragung kaum zu ihrer Sexualität bekennen. Auch der Terminus bi-sexuell kann ohne eine präzise Definition zu verfälschten Ergebnissen führen. Gerade Angehörige der Generation Z sind für sexuelle Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht zum Zeitpunkt der Befragung offen. Im späteren Lebensweg kann dies durch die Präferenz für ein Geschlecht verdrängt werden. 

Allerdings gibt es Langzeitstudien2) die zeigen, dass mehr Menschen die Label bisexuell oder unlabeld annehmen als ablegen. Der LGBT+ PRIDE 2021 GLOBAL SURVEY on Ipsos zeigte eindrücklich, dass es einen Unterschied zwischen sexueller Anziehung und Selbstidentifikation gibt. Demnach berichten nur 80 Prozent der selbst identifizierten Heterosexuellen von einer ausschließlichen Anziehung zum anderen Geschlecht und nur 60 Prozent der selbst identifizierten Homosexuellen von ausschließlich auf das eigene Geschlecht gerichtetem Begehren. Schon die Kinsey-Reports zeigten, dass es mehr Menschen gibt, die auch gleichgeschlechtlich Begehren. Auch zeigen neuere soziologische Untersuchungen, dass einer der Faktoren für das bisher spätere Coming-out von Bisexuellen, das fehlende Wissen um bzw. der fehlende positive Bezug zu dem Label bisexuell ist. 

Es ist also gut möglich, dass die lange Aufklärungsarbeit von LGBTIQ*-Organisationen bei Generation Z dazu geführt hat, dass sie mit Begehren, dass auch das gleiche Geschlecht betrifft, offener umgehen und es nicht mehr durch gesellschaftlicher Normen verdrängen. 


1) „Megatrend" bezieht sich auf die zunehmende Sichtbarkeit und zahlenmäßige Dominanz des B in LGBTIQ*. Es bedeutet selbstverständlich, wie schon bei den vermeintlichen „Trends" Metrosexualität, „schwul ist cool" oder zuletzt dem unsäglichen „trans Train" nicht, dass es sich bei Bi*sexualität um frei gewählte Marotten oder eine Modeerscheinungen handelt. 

2) z.B. Diamond LM. Female bisexuality from adolescence to adulthood: results from a 10-year longitudinal study. dev Psychol. 2008

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