CSD Berlin • Taufe und Entschuldigung

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Der schwule Ex-Fußballprofi Marcus Urban wird sich beim Gottesdienst am Vorabend des Christopher Street Days in Berlin taufen lassen. Das teilte die Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in einer Pressemitteilung mit. Ebenfalls angekündigt ist eine offizielle Entschuldigung für die Diskriminierung von queeren Menschen.

Marcus Urban spielte in verschiedenen DDR-Nationalmannschaften und war Anfang der 1990er-Jahre Fußballprofi bei Rot-Weiß Erfurt. 2008 veröffentlichte der gebürtige Thüringer seine Biografie „Versteckspieler“, in der er sich als homosexuell outete. Ähnlich wie Thomas Hitzlsberger hoffte auch Urban, weitere Spieler würden seinem Beispiel folgen, um Homosexualität im Fußball zu etwas ganz Normalem zu machen.

Heute ist Marcus Urban Geschäftsführer beim „Verein für Vielfalt in Sport und Gesellschaft“ sowie Spielerberater bei GayPlayersUNITE und Sportbeauftragter im evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte. Am Freitag wird sich der 50-Jährige beim traditionellen evangelischen CSD-Gottesdienst in der Marienkirche am Alex taufen lassen.

Der CSD-Gottesdienst des evangelischen Kirchenkreises Stadtmitte hat eine langjährige Tradition. Seit 2012 findet der „Gottesdienst in multireligiöser Gastfreundschaft“ am Abend vor dem Berliner Christopher Street Day in der St. Marienkirche in Berlin Mitte statt. Kooperationspartner sind der LSVD Berlin-Brandenburg, die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und der CSD Berlin e. V.

Evangelische Landeskirche bittet Community um Vergebung

Neben der Taufe des schwulen Ex-Profis ist in diesem Jahr eine weitere Besonderheit zu erwarten. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) will sich offiziell bei der LGBTIQ*-Community entschuldigen.

Stellvertretend für die gesamte Kirchenleitung wird Bischof Christian Stäblein am Freitag eine entsprechende Erklärung abgeben, in der er queere Menschen um Vergebung bittet, dass sie im Kontext der Kirche diskriminiert und ausgegrenzt wurden. „In Übernahme der Verantwortung für das kirchliche Handeln in der Vergangenheit bekennen wir, dass wir einen für queer lebende Menschen jahrzehntelangen schmerzhaften Weg verantworten“, so Stäblein.

„Wir erklären nachdrücklich und laut: Wir stehen als Kirchenleitung gemeinsam für eine Kirche der Vielfalt. Wir glauben, dass sie Gottes Wille entspringt. Alle Menschen sollen an unserer Kirche teilhaben und teilnehmen können.“

Foto: Aktron / CC BY-SA 3.0 / Wikimedia.org

Für Interessierte: Der Gottesdienst findet am 23. Juli 2020 um 18 Uhr in der St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Straße 8, statt.

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