Church of England: Erste Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare

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Anfang des Jahres hatte die Church of England nach langen Diskussionen entschieden, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu erlauben. Am Wochenende fanden die ersten Segnungen statt. Unter den ersten Gesegneten waren auch zwei Mitarbeiterinnen der Kirche selbst.

Reverend Catherine Bond und Reverend Jane Pearce gehörten zu den ersten Paaren, die am Sonntag im Rahmen eines Gottesdienstes in der St. John the Baptist Church im ostenglischen Felixstowe, Suffolk, den Segen für ihre „Liebe und Freundschaft“ und ihre gegenseitigen Verpflichtungen erhielten. Und auch wenn die Gottesdienste formelle nicht mit Hochzeiten gleichzusetzen sind: der Segen des Priesters, der Austausch von Ringen und ein Gläschen Sekt zum Anstoßen sind nun erlaubt.

Mit der Entscheidung, homosexuelle Paare zu segnen, sind längst nicht alle zufrieden. Doch während Gegner*innen in der anglikanischen Kirche die ersten Segnungen eher stillschweigend zur Kenntnis nahmen, übten Vertreter aus dem römisch-katholischen Lager lautstark Kritik. Es sei so, schrieb jemand auf X, „als würden sie versuchen, den Guinness-Buch-der-Rekord-Preis für die meisten Häresien in einer Veranstaltung zu gewinnen“. Ein anderer – ein katholischer Priester im Personalordinariat Unserer Lieben Frau von Walsingham, einer diözesanähnlichen Institution der römisch-katholischen Kirche auf dem Gebiet von England, Schottland und Wales, die in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen – kommentierte das Foto des frisch gesegnetes Paares Bond und Pearce mit den Worten:

„Völlige Abkehr vom Glauben durch die Church of England. Es stellt sich heraus, dass die ‚Priesterinnen‘, die als erste einen Beziehungs-‚Segen‘ erhielten, in Wirklichkeit beide bereits (mit Männern) verheiratet und Mütter erwachsener Kinder sind. Es gibt auch keine Annullierungen. Wie kann man dieses Ausmaß an Ketzerei überhaupt parodieren?“

Quelle: @fathereddy

Der Umgang mit Homosexualität in der anglikanischen Kirche

Großbritannien führte 2005 zivile Lebenspartnerschaften ein, 2014 folgte die Ehe für alle. Glaubensgemeinschaften aber stellte der Gesetzgeber damals frei, sich dafür oder dagegen zu entscheiden – die anglikanische Kirche machte von Letzterem Gebrauch. Denn die Church of England war (und ist es immer noch) in der Frage nach den Rechten von Homosexuellen tief gespalten, seit die Generalsynode die traditionelle Lehre, homosexueller Sex sei sündhaft, 1987 bekräftigt hatte. Danach hatte sich jahrzehntelang niemand mehr an das Thema herangetraut.

Fortschrittlicher Erzbischof ebnet den Weg ...

Erst als Justin Welby 2013 zum Erzbischof von Canterbury, also zum geistlichen Oberhaupt der Church of England und Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft ernannt wurde, zog ein neuer Führungsstil ein. 2017 startete Welby den Versuch einer Reform, indem er für homosexuelle Paare zwar keine Eheschließungen, dafür aber Segnungsgottesdienste anbieten wollte. Doch konservative Evangelikale haben den Plan vereitelt – die Synode stimmte gegen Welbys Plan.

Foto: Ökumenischer Rat der Kirchen

Erst mit dem Projekt „Living in Love and Faith“, das sich mit Fragen zu „Identität, Sexualität, Beziehungen und Ehe“ in der anglikanischen Kirche beschäftigte, kam wieder etwas Fahrt auf. An dem Projekt arbeiteten 40 Personen, fünf davon queer, drei Jahre lang unter der Leitung des Bischofs von Coventry. 2020 wurde es veröffentlicht.  

... zur Segnung von queeren Paaren

Die Generalsynode, bekannt als das Parlament der Church of England, der Canon Dotchin angehört, sprach sich zum ersten Mal im Februar dieses Jahres in einer Grundsatzentscheidung dafür aus, gleichgeschlechtlichen Paaren in eingetragenen Partnerschaften und Ehen Segen zu gewähren (männer* berichtete). Bei der Abstimmung in London votierten 250 Mitglieder der Generalsynode für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, 181 dagegen, zehn enthielten sich der Stimme. Der Abstimmung ging eine Debatte voraus, die fast acht Stunden dauerte und sich über zwei Tage erstreckte.

In der vergangenen Woche traf sich das zuständige Gremium, das House of Bishops, erneut, um seine frühere Entscheidung zu bestätigen. Der Antrag wurde mit 24 Stimmen bei 11 Gegenstimmen und drei Enthaltungen angenommen. Damit sind Segnungen in eigenen Gottesdiensten in der Church of England nun erlaubt.

Das House of Bishops veröffentlichte auch eine genehmigte Auswahl von Lesungen und Gebeten zum Dank, zur Hingabe und zur Bitte um Gottes Segen für gleichgeschlechtliche Paare, die erstmals ab 17. Dezember in Gottesdiensten der Church of England zur Segnung homosexueller Paare verwendet werden durften. Die Texte wurden zusammen mit einer pastoralen Anleitung veröffentlicht, die darlegt, wie die Texte verwendet werden sollen. Helen-Ann Hartley, Bischöfin von Newcastle, die das Gremium gemeinsam mit dem Bischof von Leicester, Martyn Snow, leitet, sagte:

„Die Gebete der Liebe und des Glaubens sind Ressourcen, um mit und für ein gleichgeschlechtliches Paar zu beten einander in Treue und Liebe verpflichtet. Sie sollen denjenigen die Möglichkeit geben, vor Gott und ihrer Glaubensgemeinschaft für dieses Engagement zu danken und es freudig zu würdigen.“

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