Studie: Nur 48 Prozent der Deutschen unterstützen geoutete Sportler*innen.

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Laut einer aktuellen Studie gibt es in Bezug auf Geschlechtsidentität und sexuelle Anziehung enorme Unterschiede zwischen den Generationen. Junge Erwachsene definieren sich selbst deutlich vielfältiger als ältere Generationen, so die Ergebnisse.

Bisexualität im Kommen

19.069 Personen im Alter von 16 bis 74 Jahren aus 27 Ländern der Welt wurden für die Studie „LGBT+ Pride 2021“ von Ipsos befragt. Dabei wurde festgestellt, dass sich jüngere Erwachsene weitaus häufiger zum selben Geschlecht hingezogen fühlen als ältere. Nur knapp zwei Drittel (68 Prozent) der Generation Z (1997+) beschreiben sich selbst als heterosexuell, beinahe jede*r Fünfte (18 Prozent) sieht sich selbst als Teil der LGBTIQ*-Community. Vor allem Bisexualität ist im Kommen: 9 Prozent der ab 1997 Geborenen geben an, von beiden Geschlechtern sexuell angezogen zu werden.

Grafik: Ipsos | LGBT+ Pride 2021 Global Survey

Auch der Anteil derjenigen, die sich selbst als trans*, nichtbinär, nonconforming, genderfluid oder divers bezeichnen, ist gestiegen. Während von den Befragten, die vor 1997 geboren wurden, nur rund 1 Prozent angibt, sich nicht als männlich oder weiblich zu identifizieren, sind es unter den jungen Leuten in den 27 untersuchten Ländern im Durchschnitt rund vier Prozent, die ihre Geschlechtsidentität vielfältiger und fluider wahrnehmen.

Frauen deutlich queerfreundlicher als Männer

Neben Generationsunterschieden zeigten sich bei der Einstellung zu LGBTIQ*-Personen vor allem zwischen Männern und Frauen große Abweichungen. Mit 47 Prozent (im Vergleich zu 37 Prozent bei den Männern) geben deutlich mehr Frauen an, Verwandte, Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen zu haben, die schwul oder lesbisch sind. Ähnliche Werte lassen sich im direkten Vergleich zwischen jüngeren und älteren Befragten feststellen.

Mehr Berührungspunkte = weniger Vorbehalte

Die Studie konnte außerdem belegen, dass mehr Kontaktpunkte zu Mitgliedern der LBGTIQ*-Community in der Regel auch zu mehr Toleranz und mehr Unterstützung für die Gleichstellung von queeren Menschen führen. So zeigte sich, dass Frauen (34 Prozent) und junge Erwachsene (40 Prozent) eher dazu bereit sind, sich gegen eine Person auszusprechen, die Vorurteile gegenüber Queers äußert, als Männer (26 Prozent) oder ältere Befragte (24 Prozent). Ebenso befürworten Frauen mit 42 Prozent und Jüngere mit 50 Prozent im Vergleich zu Männern mit 32 Prozent und Älteren mit 29 Prozent deutlich öfter, dass LGBTIQ*-Personen ihre Zuneigung in der Öffentlichkeit zeigen dürfen sollten.

Gravierende geographische Unterschiede

Zwischen verschiedenen Regionen der Welt weichen die Einstellungen stark voneinander ab. Während in lateinamerikanischen Ländern wie Brasilien (66 Prozent), Chile oder Mexiko (je 64 Prozent) fast zwei Drittel aller Befragten angeben, persönlich homosexuelle Menschen zu kennen, ist es in asiatischen Ländern wie Japan und Südkorea (je 7 Prozent) oder China (11 Prozent) nur bei einer kleinen Minderheit der Fall. In Deutschland haben nach eigenen Angaben vier von zehn Befragten, das sind 40 Prozent, direkten Kontakt zu Schwulen oder Lesben.

Antidiskriminierungsgesetze und gleiche Rechte für LGBTIQ*-Personen in Sachen Ehe oder bei der Adoption von Kindern werden in den meisten der 27 befragten Länder zwar mehrheitlich unterstützt, in vereinzelten Staaten wie Russland oder Malaysia allerdings immer noch von den meisten Menschen vehement abgelehnt.

Situation in Deutschland

Grafik: Ipsos | LGBT+ Pride 2021 Global Survey

Mit 69 Prozent befürworten in Deutschland mehr als zwei Drittel die Ehe für alle, Zustimmung zum Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare kommt von 68 Prozent der Befragten. Immerhin jede*r Zweite spricht sich in Deutschland für Gesetze aus, die die Diskriminierung von LGBTIQ*s verbieten.

Neben gleichen Rechten fordern 34 Prozent der Deutschen auch mehr Sichtbarkeit von queeren Menschen in der Öffentlichkeit, zum Beispiel mehr LGBTIQ*-Charaktere im Fernsehen, in Filmen und in der Werbung. Nur knapp jede*r Zweite (47 Prozent) gibt an, offen lesbische, schwule oder bisexuelle Athlet*innen im Sport zu unterstützen. 

Foto: Philpp Guelland / AFP / POOL

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