#IDAHOBIT 🇪🇺 Der lange Weg zur Gleichbehandlung
Im Vorfeld des Internationalen Tages gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie (IDAHOBIT) am 17. Mai veröffentlichte die European Union Fundamental Rights Agency (FRA) die Ergebnisse ihrer zweiten Erhebung „A long way to go for LGBTI equality“.
Mehr Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle (LGBTI) trauen sich, über ihre sexuelle Orientierung offen zu sprechen, doch Angst-, Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen stehen weiterhin an der Tagesordnung. Dies zeigen die Ergebnisse einer EU-weiten Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte (Fundamental Rights Agency, FRA) zu den Erfahrungen von LGBTIQ*-Personen in Europa.
An der ersten Umfrage, die die FRA zur Ermittlung der alltäglichen Probleme von LGBTIQ*-Personen im Jahr 2012 durchgeführt hat, nahmen rund 93.000 Personen teil, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell oder transgeschlechtlich definieren.
Die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse der zweiten Umfrage aus dem Jahr 2019 liefern vergleichbare Daten von fast 140.000 Personen in der EU, Großbritannien, Nordmazedonien und Serbien. Diesmal umfasste die Umfrage auch intersexuelle Personen und junge Menschen zwischen 15 und 17 Jahren.
Kaum Fortschritte in den letzten Jahren
Ein Vergleich der beiden Umfragen offenbart, dass in den vergangenen sieben Jahren insgesamt kaum Fortschritte erzielt wurden. Die auf die gesamte EU bezogenen Durchschnittswerte verschleiern zudem, dass es zwischen den einzelnen Ländern erhebliche Unterschiede gibt. In einigen Staaten empfinden mehr als 70 % der LGBTIQ*-Gemeinschaft die Gesellschaft nun als toleranter, in anderen wiederum geben bis zu 68 % der Befragten an, sie sei intoleranter.
Hier die wichtigsten Umfrageergebnisse in Kürze:
- Offenheit: 6 von 10 Befragten vermeiden es, mit ihren Partnerinnen oder Partnern in der Öffentlichkeit Händchen zu halten.
- Belästigung: 2 von 5 Befragten gaben an, im Jahr vor der Erhebung Opfer von Mobbing geworden zu sein.
- Angriffe: 1 von 5 Transgender- bzw. intersexuellen Personen hat körperliche oder sexuelle Übergriffe erfahren – das sind doppelt so viele wie in anderen LGBTIQ*-Gruppen.
- Diskriminierung: Jede fünfte befragte Person fühlt sich am Arbeitsplatz diskriminiert, mehr als jeder Dritte fühlt sich bei Freizeitaktivitäten in der Öffentlichkeit diskriminiert, zum Beispiel, wenn er/sie in ein Restaurant oder in eine Kneipe geht oder wenn er/sie sich sozial engagiert.
- Schulbildung: Jede zweite LGBTIQ*- Person gibt an, dass es in der Schule Mitschülerinnen und Mitschüler bzw. Lehrkräfte gibt, die LGBTIQ* unterstützen.
- Wirtschaftliche Situation: 1 von 3 LGBTIQ*-Personen gibt an, Schwierigkeiten zu haben, finanziell über die Runden zu kommen. Bei Intersexuellen und Transsexuellen ist die Situation noch schlimmer (etwa 1 zu 2).
Zusammen mit den wichtigsten Umfrageergebnissen veröffentlichte die FRA auch einen umfangreichen Online-Datenexplorer, mit dem die Daten nach Land, Fragestellung und/oder Gruppe der sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität gefiltert werden können.
Politik wird zum Handeln aufgefordert
„Es gibt noch viel zu tun“, sagte der Direktor der FRA, Michael O’Flaherty, in einer Videobotschaft und fügte hinzu: „Politische Entscheidungsträger sollten dies ernst nehmen und sich aktiver dafür einsetzen, dass die Rechte von LGBTI-Personen in vollem Umfang respektiert werden.“
Mit den Ergebnissen der Umfrage sollen politische Maßnahmen zum weiteren Schutz und zur Förderung der Rechte von LGBTIQ*-Personen vorangetrieben werden. Dass es klaren Handlungsbedarf gibt, verdeutlichen auch die Ergebnisse für Deutschland, die HIER abgerufen werden können.
Der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Bernhard Franke, zeigte sich über den Fortschritt in Deutschland besorgt:
„Wenn fast die Hälfte der Befragten angeben, sich aus Angst nicht Hand in Hand in der Öffentlichkeit zeigen zu wollen, und mehr als 20 Prozent ihre Identität am Arbeitsplatz geheim halten, dann muss uns das große Sorgen bereiten.“