KOMMENTAR: Sexuelle Vielfalt ist eine Bereicherung

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Foto: A. Gebert

Foto: M. Rädel

Lanna Idriss (46) ist seit Februar Vorständin bei den SOS-Kinderdörfern weltweit in München. Sie sieht in vielen Ländern Handlungsbedarf, um Ausgrenzung und Bedrohung aufgrund diverser Geschlechtsidentitäten zu bekämpfen – auch in Deutschland.

Ich bin lesbisch. Ich bin schwul. Oder: Ich bin trans. In vielen Regionen weltweit ist es höchst bedrohlich, sich offen zu seiner Sexualität zu bekennen, sofern sie vom gängigen Bild abweicht. Ausgrenzung und Bedrohung aufgrund diverser Geschlechtsidentitäten durchziehen weltweit Familien, Schulen, Vereine und Gemeinschaften, das sehen wir als Kinderhilfsorganisation täglich. Kinder und Jugendliche, die homo- oder transsexuell sind oder deren Körper nicht der Norm entspricht, werden abgelehnt, verspottet, geschlagen. Der Leitsatz: Mit dir stimmt was nicht! Die Auswirkungen sind verheerend: Viele der jungen Menschen werden depressiv, sind sozial isoliert oder brechen die Schule ab. Weit davon entfernt, ihr Potenzial entfalten zu können, landen manche auf der Straße, rutschen in die Armut. Auch die Suizidraten sind hoch. Als Weltgemeinschaft haben wir hier viel zu tun – und wir können etwas tun. Das beginnt zu Hause in den Familien, wo es nach den Worten der amerikanischen Bürgerrechtlerin Maya Angelou Aufgabe der Eltern ist, „jungen Menschen von klein auf zu vermitteln, dass in der Unterschiedlichkeit Schönheit und Stärke liegen“.

Auch als Kinderhilfsorganisation setzen wir uns vielfältig für die Rechte von homo- und transsexuellen jungen Menschen ein. In Kampagnen klären wir auf und sensibilisieren Gesellschaften. Weltweit unterstützen und ermutigen wir Jugendliche, ihre Identität auszuleben, informieren sie über ihre Rechte, setzen uns für Teilhabe ein – und stoßen dabei auch auf Widerstände. Wir müssen darüber reden, auch in Deutschland. Aufklärung tut not, wenn Sätze wie dieser fallen: „Es gibt nicht nur feministische und queere Leute.“ So geäußert von einem sachkundigen Bürger, der Mitglied im Kulturausschuss Dortmund ist. Was ist falsch an dieser Aussage, außer dass sie verletzend und diskriminierend ist? Alles. Gerade weil es nicht nur queere Menschen gibt, ist es nötig, ihre Rechte immer wieder zu thematisieren. Am Theater Dortmund ermöglicht es die einzige schwarze Intendantin Deutschlands jungen Menschen, ihre Themen auf die Bühne zu bringen. Und Jugend muss herausfordern, im Theater, in den Programmen der SOS-Kinderdörfer, in der Gesellschaft. Wie sehr es uns als Gesellschaft gelingen wird, Vielfalt nicht als Angriff, sondern als Bereicherung und Chance zu begreifen, wird entscheidend für unsere Zukunft sein – ob in Bezug auf unsere Geschlechtsidentität, unsere Herkunft, unsere Klasse oder unser Bildungsniveau.

Mehr Informationen zum Engagement der SOS-Kinderdörfer weltweit unter www.sos-kinderdoerfer.de/lgbtiq

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