TikTok zensiert LGBTIQ*-Begriffe

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TikTok steht erneut in der Kritik: Neue Recherchen zeigen, dass die App deutschsprachige Beiträge von Nutzer*innen unterdrückt, wenn darin Wörter enthalten sind, die sich auf die LGBTIQ*-Community, auf den Nationalsozialismus oder auf die Tennisspielerin Peng Shuai beziehen. Verantwortlich für das Shadow banning sei ein Fehler im Algorithmus, erklärte TikTok.

Laut einem Bericht öffentlich-rechtlicher Sender in Deutschland betreibt TikTok in Deutschland ein fragwürdiges Wortfiltersystem. Das TikTok-Team der tagesschau hat herausgefunden, dass die App einschlägige Begriffe unterdrückt hat. Gesperrt wurden Wörter wie „Porno“, „Sex“, „Prostitution“ und „Sexarbeit“, aber auch Wörter wie „homo“, „schwul“, „gay“, „queer“, „LGBTQ“, „homosexuell“, „transsexuell“ oder „Regierung im Exil“. Ebenso nicht veröffentlicht wurden Beiträge mit Begriffen wie „Auschwitz“ und „Nationalsozialismus“.

Besonders perfide: Nutzer*innen merken die Zensur oft nicht sofort. Denn beim Shadow banning wird die Sichtbarkeit bestimmter Inhalte verringert oder zur Gänze unterdrückt, ohne dies kenntlich zu machen.

TikTok räumt Fehler ein

TikTok teilte inzwischen mit, ein Algorithmusfehler sei am Shadowbanning schuld. Auf Anfrage der tagesschau erklärte das Unternehmen, man habe Mechanismen eingerichtet, die potenziell schädliche Kommentare automatisiert herausfiltern sollen. „Uns ist bewusst, dass dieses Verfahren in diesem Fall nicht zielgerichtet war“, schrieb eine Sprecherin, „und wir arbeiten mit Hochdruck daran, unser Verfahren zu überarbeiten“.

Die Erklärung gleicht den Statements zu früheren Fällen, in denen LGBTIQ*-Begriffe von TikTok zensiert wurden. Zuletzt 2020, als öffentlich wurde, dass TikTok Hashtags zu Homosexualität in der gleichen Weise kategorisiert hatte wie terroristische Gruppen, illegale Substanzen und Schimpfwörter (männer* berichtete). Auch damals schon berief sich TikTok auf technische Probleme und gelobte Besserung. 

Eine „‚auffällige‘ Diskrepanz zwischen den öffentlichen Zusagen des Unternehmens und seinen Handlungen“ stellte auch Catharina Felke, Investigativjournalistin bei der Deutschen Welle, fest. 

„Wir haben bei unseren Recherchen festgestellt, dass Begriffe, die mit der LGBTQI-Community in Verbindung gebracht werden, überproportional von dem Verbot betroffen waren, aber gleichzeitig hat sich TikTok sehr lautstark für die Unterstützung von LGBTQI-Erstellern eingesetzt – einige von ihnen sogar finanziell.“

Und warum Peng Shuai?

Ebenfalls mit einem Shadowban belegt wurde „Peng Shuai“. Peng Shuai ist der Name jener chinesischen Tennisspielerin, die einen hochrangigen Funktionär der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) des sexuellen Übergriffs beschuldigte und anschließend für einige Zeit spurlos verschwand, bis sie eine öffentliche Erklärungen abgab, in der sie ihre Anschuldigungen zurücknahm. Seit den Olympischen Spielen gibt es keine neuen Informationen über Peng Shuai. 

Im Fall von Peng Shuai behauptete TikTok, der Name sei automatisch gesperrt worden, weil er die Buchstaben „Hua“ enthalte – diese würden einem in Österreich gebräuchlichen Schimpfwort für Sexarbeiterin ähneln. Und einmal mehr hieß es, alles habe rein technische Gründe. 

Foto: Fred Dufour / AFP

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