#TDoR2021 – Schaut hin!

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Am 20. November wird mit dem „Transgender Day of Remembrance“ (TDoR), dem „Gedenktag für die Opfer von Transphobie“, an die Opfer transphober Gewalt gedacht. Allein in den vergangenen zwölf Monaten sind 375 Opfer zu beklagen – es ist die höchste Zahl an Opfern, die seit Beginn der Erfassung registriert wurde. 

Wie Transgender Europe am 13. November bekannt gab, war 2021 das bislang tödlichste Jahr für die trans* Community: 375 Morde an trans*, nicht-binären und gender-nonkonformen Personen registrierte das Trans-Murder-Monitoring-Projekt (TMM) in diesem Jahr weltweit, das ist ein Anstieg um 7 Prozent gegenüber dem TMM-Update 2020. Betroffen waren zu 96 Prozent trans* Frauen oder Femmes. Alle 375 Opfer sind hier namentlich gelistet.

In den Vereinigten Staaten hat sich die Zahl der Morde an Transgender gegenüber dem letzten Jahr verdoppelt. 53 trans* Personen sind 2021 gewaltsam ums Leben gekommen, davon waren 89 Prozent PoC oder Latinx. Weitere 70 Todesfälle (dazu zählen Selbstmord, medizinische Behandlung, Inhaftierung und nicht gemeldete) wurden für die USA gelistet.

70 Prozent aller registrierten Morde ereigneten sich in Mittel- und Südamerika, davon 33 Prozent in Brasilien. Erstmals wurden aber auch Fälle aus Griechenland, Kasachstan und Malawi gemeldet. 

Ella

In Deutschland starb 2021 eine trans* Frau durch Selbstmord. Sie zündete sich am 14. September auf dem Alexanderplatz selbst an und starb kurze Zeit später an den Folgen (wir berichteten). 

In einem Videoporträt aus dem Jahr 2019 erzählte Ella dem Offenen Kanal Magdeburg von ihrem Leben in Deutschland. Wie so viele Geflüchtete ging Ella davon aus, in Deutschland willkommen zu sein, und hoffte auf ein anderes Leben. „Ich hatte eine gute Wohnung in meiner Heimatstadt, arbeite auch, ein gutes Gehalt. Aber ich könnte als trans* Frau nicht im Iran leben“, sagt sie im Interview.

Warum sich Ella zwei Jahre später mit Selbstmordabsicht in Brand setzte, können selbst Menschen, die sie kannten, nicht beantworten. Eine Frau, die persönlich mit ihr bekannt war, sagte: „Ich glaube, Deutschland hat die Erwartungen, die sie hatte, nicht erfüllt. Berlin gibt vor, eine freie Stadt zu sein – dabei wird man an jeder Ecke sexuell und psychisch belästigt.“ Ella habe das selbst immer wieder erlebt. 

Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans e.V (BVT*) sagte in einem öffentlichen Statement dazu:

„Diese Gewalt betrifft nicht alle trans* Personen gleichermaßen. Vor allem trans* Frauen und trans*feminine Personen, die neben Trans*feindlichkeit auch Rassismus erfahren, sind in Deutschland besonders gefährdet, schwere körperliche Angriffe bis hin zu Mordversuchen zu erfahren. Es müssen mehr Angebote geschaffen werden, um diese Personen nach Gewalterfahrungen zu unterstützen. Gleichzeitig brauchen wir gesamtgesellschaftlich mehr Aufklärung und die kontinuierliche Förderung von Initiativen, die sich gegen Hasskriminalität engagieren. Diese Gewalt muss aufhören.“

Disclosure – trans* Personen in Film und Fernsehen

Wir laden euch ein, den Dokumentarfilm DISCLOSURE auf Netflix anzusehen. Die Dokumentation von Regisseur Sam Feder und Executive Producer Laverne Cox widmet sich der Darstellung von trans* Personen in Film und Fernsehen der letzten 100 Jahre und zeigt, wie Hollywood nicht nur die Art und Weise beeinflusst hat, wie die Welt die trans* Community sieht, sondern auch, wie trans* Personen sich selbst sehen. Die Darstellung von trans*, nicht-binären und gendernonkonformen Personen im Film hat stets suggeriert, dass trans* Personen nicht real sind. Zugleich wird deutlich, wie Hollywood in der Vergangenheit die tiefsten Ängste der Menschen in Bezug auf das Geschlecht reflektiert und produziert hat. 

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