Hass bis in den Tod: Grab von trans Frau Ella zweimal geschändet

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Ihr Fall sorgte für große Bestürzung und eine Welle der Solidarität ergriff die sozialen Medien. Erst wird sie nach ihrem Freitod auf dem Alexanderplatz in Medien als Mann missgendert, dann wurden Fotos der schwerverletzten Ella aus dem Unfallkrankenhaus geleaked. Aber selbst im Tod verfolgt transphober Hass die Iranerin. Ihr Grab in Berlin-Lichtenberg ist am 4. Januar geschändet worden. Das melden der LSVD-Bundesverbands, des LSVD Sachsen-Anhalt und des LSVD Berlin-Brandenburg unter Berufung auf die Polizei.

➡️  zum männer* Bericht über Ellas Tod

Ella war eine trans Frau aus dem Iran. Sie floh vor Verfolgung und Gewalt nach Deutschland. Nach ihrer Flucht lebte sie zuerst in Magdeburg und war im Regenbogen-Café des LSVD aktiv. Später zog sie nach Berlin. Am 14. September 2021 zündete sich Ella am Alexanderplatz selbst an und verstarb im Unfallkrankenhaus Berlin an den schweren Brandverletzungen. Im Unfallkrankenhaus wurden unautorisiert Fotos von Ella gemacht und in Chats verbreitet. 

Am 1. sowie am 4. Januar 2022 wurde das Grab von Ella Nik Bayan in Berlin-Lichtenberg mit Feuerlöscher und Benzin geschändet. Laut taz bestätigte die Polizei, dass sie auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde einen mit Wasser gefüllten Behälter und einen Feuerlöscher mit Aufschrift gefunden. Außerdem sei ein Gegenstand auf dem Grab vermutlich umgetreten worden. Der Staatsschutz ermittele wegen Störung der Totenruhe und wegen Verunglimpfung des Andenken Verstorbener.

Wir sind erschrocken und zornig, dass die transfeindliche Gewalt gegen Ella selbst nach ihrem Tod weitergeht. Der Anblick ihres geschändeten Grabes ist unerträglich. Diese gezielt inszenierte Botschaft des Hasses ist eine transfeindliche Straftat. Der LSVD hat eine Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizei Berlin erstattet. Der polizeiliche Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft müssen dafür sorgen, dass die Verantwortlichen ermittelt und Anklage erhoben wird. Bei der Schändung handelt es sich um ein Hassverbrechen, dass auch als solches geahndet werden muss. Gleichzeitig bitten wir mögliche Zeug*innen, sich bei der Polizei zu melden.

Wie Ella sind transgeschlechtliche Menschen in Deutschland täglich Anfeindungen und struktureller Diskriminierung ausgesetzt. Der Angriff auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI) ist immer auch ein Anschlag auf unsere Grundwerte und das Herz unserer Demokratie. Unsere Solidarität gilt den Angehörigen von Ella Nik Bayan, ihren Freund*innen und Wegbegleiter*innen, sowie allen Opfern queerfeindlicher Gewalt und denen, die sich mit ihnen verbunden fühlen.

LSVD-Bundesverband, LSVD Sachsen-Anhalt und LSVD Berlin-Brandenburg

Du hast am 1. oder 4. Januar etwas beobachtet, das mit der Tat zu tun haben könnte? Bitte melde es der Polizei:

Polizei Berlin, Abschnitt 34, Nöldnerstr. 35, 10317 Berlin, (030) 4664-334700, dir-3-a-34@polizei.berlin.de



Depressiv? Hier bekommst du Hilfe

männer* berichtet in der Regel nicht über Selbsttötungen, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn du selbst depressiv bist, Selbstmord-Gedanken hast, kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. 

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