Transsexualität: Ein Schritt zurück

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Beunruhigende Entwicklung: Zurück zu alten Methoden? Der Bundesverband Trans* e.V. und der HAKI e.V. Kiel warnen vor einem Aufleben veralteter Ansätze bei der psychotherapeutischen Versorgung von trans* Menschen. Fachärztliche Empfehlungen, sich mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht auszusöhnen, könnten Betroffene in den Selbstmord treiben. 

In einer Pressemitteilung machten die beiden Vereine diese Woche auf eine Entwicklung aufmerksam, die sie mit großer Sorge beobachtet hätten. So seien in letzter Zeit vermehrt Publikationen in sexualmedizinischen Fachzeitschriften erschienen, die sich auf veraltete und längst verworfene Ansätze bei der psychotherapeutischen Versorgung von trans* Menschen beriefen.

Unter anderem wurde medizinischem Fachpersonal empfohlen, Therapien anzuwenden, die das Ziel hätten, „die geschlechtliche Identität an ein binäres und auf Fortpflanzungsfunktion beruhendes Geschlechtermodell anzupassen“. Besonders beunruhigend: Einige der Autor*innen dieser Veröffentlichungen haben leitende Funktionen in staatlichen Transgender-Ambulanzen inne. 

Weitreichende Folgen für Betroffene


Annette Güldenring, Sprecherin der AG Gesundheit des Bundesverbands Trans* und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, warnte in der Pressemitteilung ausdrücklich davor, die hierdurch entstehende Gefahr für Behandlungssuchende zu unterschätzen. Der Versuch, sie dazu zu bringen, sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht „auszusöhnen“, könnte die psychische Situation für die Betroffenen erheblich verschlechtern und sogar zu Suizidalität führen. Zudem würde von den Experten in den Anlaufstellen verhindert, dass trans* Kinder und Jugendliche eine angemessene medikamentöse Versorgung erhalten.

„Diese Entwicklung wäre schon bedenklich, fände sie allein in einem akademischen Rahmen statt. Die Autor_innen dieser Veröffentlichungen arbeiten aber in leitenden Funktionen in staatlichen Transgender-Ambulanzen“, Anette Güldenring

Sie empfiehlt Menschen, die an einer Beratung interessiert sind, sich an den Bundesverband Trans* oder andere regionale Trans*-Organisationen wie den HAKI e.V. zu wenden. Dort würden nur Stellen vermittelt werden, die eine evidenzbasierte und bedürfnisorientierte Behandlung anbieten.

Die Vereine fordern von ärztlichen Standesvertretungen und medizinischen Fachgesellschaften für die Zukunft, auch weiterhin die Fortschritte der letzten Jahrzehnte zu erhalten. Die Begleitung und Behandlung von Trans* Menschen habe respektvoll, ergebnisoffen und auf Grundlage empirisch nachgewiesener Wirksamkeit zu verlaufen.

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