Was löst Homosexualität aus? Neue Studie stützt heikle Theorie

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Machen ältere Brüder schwul? Ja, sagen Wissenschaftler der Universität Toronto in Kanada. Laut einer neuen Studie ist die Wahrscheinlichkeit für Jungs mit einem älteren Bruder, schwul zu sein, 38% höher als für Jungs ohne ältere männliche Geschwister. Noch ist unklar, warum das so ist. 

Das Phänomen ist seit Jahrzehnten bekannt, doch noch konnte es nicht hinreichend erklärt werden. Daher nahmen sich Wissenschaftler der Universität Toronto nun erneut der Thematik an. Dazu untersuchten sie die Daten von rund 5800 Männern aus zehn verschiedenen Studien. Bisexualität wurde im Experiment nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden gestern im Forschungsmagazin Proceedings of the Royal Society B. veröffentlicht.

Ähnliche Ergebnisse, nach denen Frauen die Sexualität ihrer Schwestern oder Brüder beeinflussen, konnten bislang nicht festgestellt werden. Laut Dr. Ray Blanchard, dem Hauptautoren der Studie, wurde derlei früher bereits hinreichend beleuchtet – alle Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Existenz älterer Schwestern keine Auswirkungen auf die Sexualität hat. 


Studie stützt heikle Theorie

Foto: pixabay / CC0

Die Studie untersucht den brüderlichen Geburtenordnungseffekt (FBOE) und den weiblichen Fruchtbarkeitseffekt (FFE). Ersteres ist die Feststellung, dass ältere Söhne die Wahrscheinlichkeit von Homosexualität bei später geborenen Söhnen erhöhen – zweiteres befasst sich mit dem Befund, dass Mütter homosexueller Söhne mehr Nachkommen produzieren als Mütter heterosexueller Söhne. 

Ein Versuch, das Phänomen des brüderlichen Geburtenordnungseffektes zu erklären, ist die Hypothese der mütterlichen Immunreaktion. Sie besagt, dass eine Mutter während der Schwangerschaft oder Geburt ihres ersten Sohnes Substanzen aus männlichen Zellen ausgesetzt wird, gegen die sie daraufhin Antikörper entwickelt. Diese Antikörper sollen auf die Gehirnzellen des zweiten männlichen Kindes einwirken und sein Gehirn in der Entwicklung beeinflussen. 

Dr. Blanchard stellte diese umstrittene Hypothese bereits in den 90ern auf, als er ähnliche Entdeckungen in einer früheren Studie machte. In dieser neuen Untersuchung schafften er und sein Team es, die Vermutung einer Korrelation zwischen der brüderlichen Geburtenfolge und der Wahrscheinlichkeit von Homosexualität zu festigen. Die Hypothese der Immunreaktion ist damit allerdings noch längst nicht belegt – daher wird die ewige Frage nach den auslösenden Faktoren von Homosexualität die Wissenschaft wohl noch weiter beschäftigen.

Die Studie zum Nachlesen gibt es hier

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