PROFIFUSSBALL – SCHWULE KEIN THEMA!

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Und das wörtlich. Es war kein kleines Szeneblättchen, das da bei den 36 Profifußballvereinen der Republik anfragte. Es war die ARD, die in Erfahrung bringen wollte, wie es ein Jahr nach dem Coming-out des Ex-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger um das Thema Homosexualität und Fußball bestellt ist. Das Ergebnis ist eine einzige Enttäuschung.

Elf der 36 Vereine wollten Fragen wie „Nehmen Sie homophobe Fangesänge oder Äußerungen in den Stadien wahr?“ oder „Wie würden Sie reagieren, wenn sich einer ihrer Spieler als homosexuelle outet“ explizit nicht beantworten und sendeten der ARD Sportredaktion eine Absage. Darunter waren Erstligisten wie der HSV, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC. 14 Vereine meldeten sich gar nicht zurück, nur elf Profivereine sagten zu, an der Umfrage teilnehmen zu wollen, darunter Augsburg, Bremen, Dortmund, Hannover, Köln und Paderborn.

Auch Unterzeichner der Berliner Erklärung „Gemeinsam gegen Homophobie Für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport“ verweigerten die Teilnahme an der Umfrage. So unterzeichneten unter anderem der FC Bayern, Hertha BSC, Hamburger SV, und Bayer Leverkusen die Erklärung, in der es heißt: "Wir setzen uns von daher für ein aktives Vorgehen gegen Homophobie auf allen Ebenen des Sports ein. Wir unterstützen Maßnahmen zur Förderung eines vorurteilsfreien Klimas sowie zur Schaffung einer Kultur gelebter Vielfalt auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung und Achtung. Um diese Maßnahmen möglichst adressatengerecht anbieten zu können, sind empirisch belastbare Daten zur Homophobie im Sport unabdingbar. Wir unterstützen von daher entschieden die Intensivierung der wissenschaftlichen Forschung auf diesem Gebiet."

Für die empirische Umfrage der ARD standen aber genau diese Vereine nicht zur Verfügung.

Medienberichten zufolge zeigte sich auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach enttäuscht. Zwar seien die Reaktionen auf das Coming-out Hitzelspergers positiv gewesen, dennoch gäbe es heute immer noch keinen geouteten Spieler. •ck

UPDATE 8. JANUAR:

Auf blu Anfrage äußerte sich Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der BMH und Initiator der „Berliner Erklärung": „Ich habe ein gewisses Verständnis für die Reaktion der Vereine, auch wenn ich nicht sehr glücklich über die geringe Beteiligung an der ARD-Umfrage bin: Es bestätigt auch unsere Erfahrung, die wir bei Anschreiben zu diesem Thema in der 1. und der 2. Bundesliga gemacht haben. Es gibt hier in den Vereinen immer noch eine große Unsicherheit, wie sie mit dem Thema Homosexualität 'richtig' umgehen sollen. Da gehen dann viele lieber in Deckung, als Fragen zu beantworten. Daher müssen wir bei den Vereinen sehr persönlich und mit sehr viel Aufwand Überzeugungsarbeit leisten, dass es sinnvoll ist, Bildungsveranstaltungen zu besuchen. Wir motivieren also statt zu schimpfen, warum die Vereine nichts tun."

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