KOMMENTAR – LSU UND DIE PAPSTREDE

Der Bundesvorsitzende der Lesben und Schwulen in der Union, Alexander Vogt, reagierte mit Unverständnis auf die scharfe Kritik des Grünen-Politikers Volker Beck und des LSVD am Staatsbesuch des Papstes. In einer Pressemitteilung spricht er davon, dass eine Rede des katholischen Kirchenoberhauptes vor dem Bundestag „eine große Ehre“ sei und mit dem „einem Staatsoberhaupt gebührenden Respekt gesehen werden“ sollte.

Liebe LSU, es geht nicht vordergründig darum, sich gegen die katholische Kirche zu positionieren, sondern darum, dass in einem säkularen Staat eine strikte Trennung von Staat und Kirche zu erfolgen hat. Da der Papst gleichzeitig als Staatsoberhaupt und Religionsführer fungiert, kann er diesem säkularen Gedanken nicht gerecht werden.

Unabhängig davon ist es unverständlich, wie eine schwullesbische Interessenvertretung sich derartig unkritisch mit dem Besuch eines offen homophoben Ideengebers auseinandersetzt. Die LSU schreibt: „Die LSU freut sich auf den Besuch des Papstes und wartet mit Spannung auf seine Rede, denn ein klares Wertebekenntnis ist die Grundlage christdemokratischer Politik.“

Ein klares Wertebekenntnis gibt es seitens des Papstes tatsächlich. Er ist der Meinung, dass Homosexualität nicht Gottes Willen entspricht und jegliche Gleichstellungs- und sogar Antidiskriminierungsmaßnahmen seinem Wertebekenntnis widersprächen und von aufrechten Katholiken bekämpft werden sollten. Politische Einflussnahme durch die katholische Kirche als Glaubensgemeinschaft ist weltweit an der Tagesordnung (siehe Spanien oder Italien um nur in der europäischen Nachbarschaft zu bleiben). Eine politische Rede des Papstes vor einem demokratisch gewählten Parlament ist daher selbstverständlich kritisch zu betrachten. •Christian Knuth

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