PAPST FRANZISKUS: „HOMOSEXUELLE SIND UNSERE BRÜDER.“

© Foto: Presidência da Republica/Roberto Stuckert Filho / Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0

Es könnte einen Paradigmenwechsel in der katholischen Kirche bedeuten. Auf dem Heimflug vom Welt-Jugend-Tag in Brasilien stellte sich Papst Franziskus den Fragen der mitreisenden Journalisten und überraschte, als er zu Schwulen in der katholischen Kirche befragt wurde.

Genaugenommen ist der Teil seiner diesbezüglichen Aussagen „Homosexuelle sollten nicht an den Rand gedrängt werden. Sie sind unsere Brüder“ keine neue katholische Sichtweise, sondern eine Wiederholung des Katechismus, in dem zu Homosexuellen steht: „Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen.“ Allerdings hatten sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. derartig heftig gegen gelebte Homosexualität und die weltliche Gesetzgebung zu Homorechten gewettert, dass alleine schon die Wiederholung dieses Grundsatzes durch Franziskus Balsam auf den Seelen gläubiger Schwuler sein muss.

Als ein Stück Neuland kann vor allem die zweite Aussage auf dem Flug interpretiert werden. Auf die gerade erst durch die Medien rauschenden Spekulationen über schwule Seilschaften innerhalb des Vatikans angesprochen antwortete Franziskus den Berichten nach allgemein: „Wenn jemand schwul ist und guten Glaubens den Herrn sucht - wer bin ich, über ihn zu urteilen?" Man müsse allerdings zwischen der Existenz der Homosexualität und den erpresserischen Machenschaffen mit dem Wissen über die Sexualität unterscheiden. Prinzipiell seien Seilschaften schlecht.

Erst 2005 hatte Benedikt XVI. ein Dekret erlassen, nach dem Schwule keine Priester werden dürfen. Dieses Verbot scheint Franziskus in dieser Form nicht fortführen zu wollen.

Sicher wird die katholische Kirche in absehbarer Zeit keine Segnungen homosexueller Paare vornehmen oder mit einem Wagen auf den CSDs vertreten sein. Wenn sie aber den Worten ihres Oberhauptes folgt und daraus resultierend die zuletzt unsäglichen Diffamierungen und Einmischungen in die weltliche Gesetzgebung unterlässt, wäre dies ein großer Schritt nach vorne. Ganz davon ab, dass schwule Katholiken sich mit ihrer Kirche sicher besser identifizieren können, wenn sie endlich wieder als „Brüder“ aufgenommen werden. •ck

Lizenztext: http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en /Quelle: http://commons.wikimedia.org/

Back to topbutton