SCHWULE HOCHZEIT IN SÜDAFRIKA

Tshepo Sithole-Modisane ist überzeugt, dass seine Ahnen die Beziehung zu seinem langjährigen Freund Thoba segnen. Vor kurzem haben sich die beiden in einer traditionellen Zulu-Hochzeitszeremonie das Jawort gegeben – in einer männerdominierten Kultur wie die der Zulus eine mutige Entscheidung.

Die Zeremonie fand im Örtchen KwaDukuza statt, in einer Provinz im Osten Südafrikas, die seit jeher von den Zulu dicht besiedelt ist. Das Bräutigamspaar erinnert sich gern an die Hochzeit. Thoba: „Es war ein großartiges Erlebnis, und das Beste war, dass wir unsere Freude mit unseren Freunden und Familien teilen konnten. Vor der Zeremonie wurde eine Bulle geopfert, um die Geister wohlwollend zu stimmen. Auf dem Friedhof haben wir unseren Vorfahren bereits von der bevorstehenden Hochzeit berichtet. Es war eine richtige Zulu-Hochzeit, getreu den Traditionen unserer Kultur. Während des ‚Umabo‘ zum Beispiel tauschen die Familien beider Seiten Geschenke aus, um die Verbindung zu feiern und erste Bande zu knüpfen.“ Das Paar selbst lebt weit weg von Kühen und Hütten. Johannesburg ist mit seinen bunten Einkaufszentren und anderen Bauwerken der wohlhabenderen Bevölkerung eine Art Schrein des Westens im sonst eher ländlichen Südafrika. Tshepo arbeitet als Finanzmanager, Thoba ist IT-Spezialist. Warum aber wollen zwei schwule Männer den Schutz und die Sicherheit der Metropole aufgeben und in einem Ort wie KwaDukuza heiraten? Tshepo: „Wir haben uns aus Respekt vor unseren Wurzeln bewusst dafür entschieden, in einem traditionellen Rahmen zu heiraten und die Kultur der Zulu und Tswana am Leben zu erhalten.“ Thoba fügt noch hinzu: „Unsere Familien und Stammesältesten unterstützen uns in unserer Entscheidung, und das reicht uns als Indikator für den Segen unserer Vorfahren. Unsere Ehe ist legal und die Verbindung zweier Männer in Südafrika grundgesetzlich verankert. Wir haben kein Verbrechen begangen und niemandem geschadet. Wir sind stolz auf unsere Beziehung und freuen uns, dass wir unsere Liebe auch offiziell machen konnten. Angst vor negativen Reaktionen haben wir keine.“

Es scheint, als wäre dem Paar das Wohlwollen ihrer Ahnen wichtiger als die Akzeptanz der konservativeren Bevölkerung Südafrikas. „Unsere Vorfahren wissen, dass was einst normal war, es heute nicht länger sein muss. Sie wachsen mit uns. Früher war es zum Beispiel undenkbar, dass eine Frau die Brötchen verdient. Heute ist es nichts Ungewöhnliches. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich unsere Ahnen an so etwas stören“, erklärt Thoba.

Trotz der progressiven und toleranten Politik Südafrikas ist gerade die Rate der Gewalttaten gegenüber homosexuellen Männern und Frauen noch immer hoch. Es kann nicht oft genug betont werden, wie viel Mut die beiden jungen Männer bewiesen haben. Und selbst – glauben sie einen Schritt in die Richtung gemacht zu haben? Tshepo meint ja: „Es gibt noch immer nicht genug Farbige, die zu ihrer Homosexualität stehen und als Beispiel für andere vorangehen. Auch scheinen Beziehungen nicht zu halten. Viele schämen sich, denn die Mehrheit der farbigen Bevölkerung akzeptiert Schwule nicht. Oft ist die Rede von einem Trend aus dem Westen, der gerade herüberschwappt. Verstehen wollen es die meisten nicht.“ Thoba: „Viele glauben auch, Homosexualität wäre ein Fluch und eine Schande. Kein Wunder, dass die meisten schwulen Farbigen nicht geoutet sind.“

Der Mut der beiden Männer scheint wie ein Leuchtfeuer im Dunkel veralteter homophober Einstellungen und Konservativer Südafrikas. Thoba und Tshepo haben bewiesen, dass eine homosexuelle Beziehung und das Bewahren uralter Traditionen sich nicht ausschließen müssen. •Charl Graham

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